Natürlich ist es ärgerlich, wenn du die MPU nicht bestanden hast. Schließlich musst du den gesamten Prozess noch einmal von vorne durchlaufen, um endlich deinen Führerschein zurückzubekommen. Doch auch wenn du für den nächsten Anlauf keine Fristen beachten musst, ist es nicht unbedingt sinnvoll, dich sofort für einen neuen Termin anzumelden. Warum das so ist und wie du bei einem negativen MPU-Gutachten vorgehen solltest, erfährst du in diesem Beitrag.
Nicht nur, dass du deinen Führerschein abgeben musstest und dich die angeordnete MPU Nerven, Zeit und Geld gekostet hat. Zu allem Überfluss ist deine Begutachtung jetzt auch noch negativ ausgefallen. Klar, dass deine Enttäuschung groß ist. Immerhin rückt der Wiedererhalt deiner Fahrerlaubnis damit ein ganzes Stück in die Ferne.
Aber den Kopf in den Sand zu stecken oder dich über ein vermeintlich ungerechtes System aufzuregen, bringt dich auch nicht weiter. Besser ist, dich darauf zu konzentrieren, den nächsten Anlauf erfolgreich zu gestalten. Und was du beachten und unternehmen solltest, wenn du die MPU nicht bestanden hast, erklären wir dir jetzt.
Wichtig: Behalte das Gutachten für dich, wenn du die MPU nicht bestanden hast!
Eigentlich sollte dir die Begutachtungsstelle das negative MPU-Gutachten in zwei Ausfertigungen zugeschickt haben. Ist dem nicht so und du hast nur ein Exemplar bekommen, ist dir vermutlich ein Fehler unterlaufen: Als du das Gutachten in Auftrag gegeben hast, hast du eingewilligt, dass die Begutachtungsstelle eine Ausfertigung direkt an die Führerscheinstelle weiterleitet.
Die Begutachtungsstelle fertigt das Gutachten immer zweifach an. Ein Exemplar ist für dich, das andere für die Behörde. Allerdings unterliegt die Begutachtungsstelle der Schweigepflicht gemäß § 203 Strafgesetzbuch (StGB). Aus diesem Grund darf sie Informationen nur dann an Dritte weitergeben, wenn du deine Zustimmung dazu erteilt hast. Deshalb enthält das Auftragsformular einen Passus, in dem du erklärst, ob das Gutachten nur dir oder eben auch der Führerscheinstelle zugeschickt werden soll.
Weil du derjenige bist, der das MPU-Gutachten in Auftrag gibt, entscheidest du auch, was damit passiert. Du bist nicht verpflichtet, der Führerscheinstelle das Gutachten vorzulegen. Ist dein MPU-Gutachten positiv, wirst du das natürlich tun, damit die Behörde deinen Führerscheinantrag bewilligt und dir die Fahrerlaubnis wieder erteilt. Hast du die MPU hingegen nicht bestanden, solltest du dafür sorgen, dass die Behörde nichts von dem negativen Gutachten erfährt.
Das MPU-Gutachten bleibt zehn Jahre lang in deiner Akte. Dabei bestätigt ein negatives Gutachten nicht nur die Zweifel der Behörde an deiner Fahreignung, was zur Folge hat, dass sie deinen Führerscheinantrag ablehnt.
Vielmehr kann das Gutachten deinen nächsten Versuch unnötig erschweren. Denn sowohl die Behörde als auch der Gutachter wissen dann, warum du die MPU beim ersten Mal nicht bestanden hast. Folglich werden sie vor allem auf diese Punkte besonders achten.
Wie du am besten vorgehst
- Hat dir die Begutachtungsstelle beide Exemplare zugeschickt, behältst du das Ergebnis für dich. Du informierst die Behörde also nicht darüber, dass du schon bei der MPU warst und nicht bestanden hast.
- Hast du nur eine Ausfertigung bekommen, solltest du dich umgehend an die Begutachtungsstelle wenden. Sofern sie das Gutachten noch nicht an die Behörde geschickt hat, solltest du den Versand stoppen. Geht das nicht mehr, ziehst du am besten zeitnah deinen Führerscheinantrag zurück. Dazu genügt ein formloses Schreiben.
Die Rücknahme deines Antrags hat zwar zur Folge, dass du deine Fahrerlaubnis frisch beantragen und auch die Antragsgebühren ein zweites Mal bezahlen musst. Aber solange die Behörde noch nicht über deinen Antrag entschieden hatte, hat dein Fehlversuch keinerlei Auswirkungen auf diese und auf künftige Entscheidungen.
Der positive Aspekt, wenn du die MPU nicht bestanden hast
Auch wenn es dir schwerfallen wird, der Sache etwas Gutes abzugewinnen, so hat ein negatives MPU-Gutachten zumindest einen positiven Aspekt, den du dir zunutze machen kannst. Die Ausführungen des Gutachters enthalten nämlich eine Reihe von Hinweisen darauf, was gut gelaufen ist und welche deiner Aussagen weniger überzeugend waren. Daraus kannst du ablesen, an welchen Punkten du für den zweiten Anlauf ansetzen solltest.
Für einen Laien ist es aber mitunter nicht so einfach, ein Gutachten richtig zu deuten. Wenn du dir unsicher bist, kannst du dich an eine MPU Beratungsstelle wenden. Ein Verkehrspsychologe kann die Fachsprache einordnen, die benannten Mängel erklären und dir ein paar Tipps und Tricks für die MPU mit auf den Weg geben.
Gründe für das Nichtbestehen der MPU
Die Durchfallquote bei der MPU ist recht hoch. Den aktuellen Zahlen des Bundesamts für Straßenwesen zufolge liegt sie bei rund 40 Prozent und auch in den Jahren davor war sie nicht viel niedriger.
Wie bei jeder anderen Prüfung kann es auch bei der MPU natürlich die verschiedensten Ursachen haben, dass ein Teilnehmer durchfällt. Und manchmal sind es nur unbedachte Äußerungen oder andere Kleinigkeiten, die letztlich entscheiden.
Jeder dieser Abschnitte birgt Potenzial für ein Scheitern. Dass ein Teilnehmer den Reaktionstest nicht besteht oder wegen der ärztlichen Untersuchung durchfällt, kommt allerdings eher selten vor. Vorausgesetzt natürlich, dass die geforderten Abstinenznachweise vorhanden sind und es auch sonst keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen gibt, die das sichere Führen eines Fahrzeugs verhindern.
Mit Abstand am häufigsten führt eine ungenügende Vorbereitung auf die Fragen des Gutachters zu einem negativen Ergebnis. Wenn der Gutachter nicht davon überzeugt ist, dass du dein Fehlverhalten eingesehen, die Ursachen dafür erkannt und eine stabile Änderung deines Verhaltens erreicht hast, wird er deine Fahreignung nicht positiv bewerten.
Dabei reicht es nicht aus, wenn du nur versicherst, dass du dich künftig an die Verkehrsregeln halten wirst. So ziemlich jeder, der zur MPU muss, erklärt reumütig, dass er aus seinen Fehlern gelernt hat. Doch sobald der Führerschein zurück ist, können die guten Vorsätze schnell wieder vergessen sein. Deshalb muss dir der Gutachter abnehmen, dass du deine Grundhaltung geändert und eine Strategie parat hast, die dich davon abhält, in alte Muster zu verfallen.
Wann du die MPU wiederholen kannst
Bei der MPU gibt es keine Sperrfristen oder Wartezeiten und auch keine Begrenzung bei den Versuchen. Du kannst die MPU also mehrfach wiederholen, falls das notwendig ist. Und theoretisch könntest du sofort einen neuen Termin vereinbaren, wenn du schriftlich hast, dass du durchgefallen bist.
Die Fahreignungsprüfung ist nicht als Strafe oder Schikane gedacht. Vielmehr soll sie dir Gelegenheit geben, dich mit den Hintergründen und Zusammenhängen deines Fehlverhaltens auseinanderzusetzen, um so in allen Lebensbereichen von einem veränderten Verhalten zu profitieren.
Doch das setzt eben voraus, dass du dich mit dem Vorfall beschäftigst und sorgfältig reflektierst, wie dein Fehlverhalten entstanden ist und sich im Laufe der Zeit entwickelt hat. Nur so kannst du ernsthaft etwas daran ändern.
Würdest du dich direkt wieder für die nächste MPU anmelden, wirst du dem Gutachter kaum glaubhaft vermitteln können, dass du wirklich etwas unternommen hast. Und wenn du die gleichen Aussagen machst wie beim ersten Mal, wird auch das Ergebnis nicht anders sein. Warte deshalb mit einer Wiederholung lieber ab und nutze die Zwischenzeit für eine gründliche Vorbereitung.
Und:
Brauchst du für die MPU Abstinenznachweise, vergesse nicht, dein Kontrollprogramm zu verlängern. Unterbrichst du das Programm oder ist seit deiner letzten Probenabgabe zu viel Zeit vergangen, werden deine Nachweise für die nächste MPU nicht mehr anerkannt. Dadurch müsstest du wieder von vorne anfangen.
Die Begutachtungsstelle beibehalten oder wechseln
Knüpft die Behörde die Wiedererteilung deiner Fahrerlaubnis an eine positive MPU, fordert sie dich lediglich dazu auf, ein entsprechendes Gutachten vorzulegen. Das Gutachten soll deine Fahreignung im Zusammenhang mit einer konkreten Fragestellung bewerten. In Auftrag gegeben wird das Gutachten aber von dir. Aus diesem Grund kannst du dir die Begutachtungsstelle auch selbst aussuchen. Es muss sich lediglich um eine amtlich zugelassene MPU-Stelle handeln.
Die Wahl der Begutachtungsstelle gilt sowohl für den ersten Anlauf als auch für die Wiederholung. Es bleibt also deiner Entscheidung überlassen, ob du noch einmal zur gleichen MPU-Stelle gehst oder dir eine andere Prüfstelle suchst.
Gesetzlich ist nur vorgeschrieben, dass dich ein Psychologe nicht zweimal begutachten darf. Denn durch die erste MPU hat er bereits ein Bild von dir, was eine neutrale Bewertung erschweren könnte. Da bei den meisten MPU-Stellen aber sowieso mehrere Gutachter tätig sind, dürfte das kein Problem sein.
Wie sinnvoll ein Wechsel der Begutachtungsstelle ist, lässt sich pauschal schwer sagen. Hast du die MPU nicht bestanden, möchtest du vielleicht lieber zu einer anderen Prüfstelle, wo du noch einmal ganz von vorne beginnen kannst. Auch wenn du die MPU innerhalb von drei Monaten wiederholen willst, kann es besser sein, wenn du wechselst. Denn bei diesem kurzen Zeitraum könnten Zweifel daran aufkommen, ob du die Ratschläge aus dem Erstgutachten gewissenhaft befolgt hast.
Andererseits gibt es in deiner näheren Umgebung womöglich gar keine anderen Prüfstellen, die du ohne größeren Aufwand erreichen kannst. Oder die Ratschläge aus dem Erstgutachten sind schnell und einfach umsetzbar. In diesen Fällen kannst du ruhig bei der MPU-Stelle bleiben. Gleiches gilt, wenn du dich dort eigentlich gut aufgehoben gefühlt hast.
Die Kosten, wenn du die erste MPU nicht bestanden hast
Musst du die MPU wiederholen, fallen die kompletten Kosten noch einmal an. Das liegt daran, dass für das Gutachten immer die gesamte MPU durchgeführt wird. Du durchläufst also alle Abschnitte noch einmal. Welchen Teil der MPU du beim ersten Versuch nicht bestanden hast, spielt keine Rolle.
Es ist auch nicht möglich, dass du nur den Abschnitt wiederholst, an dem du gescheitert bist. Weil ein komplett neues Gutachten erstellt wird und du dafür alle Bestandteile der medizinisch-psychologischen Untersuchung absolvierst, musst du auch die Gesamtkosten bezahlen.
Dabei sind die Kosten für die MPU nicht gerade billig. Zumal auch noch die Ausgaben für die Abstinenzbelege und eventuell eine Nachschulung oder einen Vorbereitungskurs dazukommen können. Allein schon deshalb solltest du dir die Zeit nehmen, um dich noch besser auf die Fragen des Gutachters vorzubereiten. Denn wenn du die Zweifel an deiner Fahreignung nicht ausräumen und eine stabile Verhaltensänderung nicht glaubhaft vermitteln kannst, wird dein Gutachten wieder negativ sein.
MPU nicht bestanden – ein Fazit
Hast du die MPU nicht bestanden, solltest du zunächst sicherstellen, dass die Führerscheinstelle nichts von dem negativen Gutachten erfährt. Du kannst das Gutachten aber für dich nutzen. Warum bezweifelt der Gutachter deine Fahreignung? Welche Mängel sieht er? Welche Maßnahmen hält er für notwendig, bevor dir die Fahrerlaubnis wieder erteilt werden kann?
Nutze die Informationen aus dem Gutachten und deine Erfahrungen aus der Teilnahme an der MPU, um dich gezielt vorzubereiten. Bei der zweiten MPU wirst du zwar nicht genau die gleichen Fragen beantworten müssen. Aber die Inhalte werden sich sehr ähneln. Außerdem kennst du die Punkte, die zu deiner negativen Beurteilung geführt haben. Darauf kannst du gezielt eingehen, um aufzuzeigen, dass du weiter an dir gearbeitet hast. Dann sollte es mit einem positiven Gutachten klappen.