Negativen MPU-Gutachten? Nutze diese Möglichkeiten

Ein negatives MPU-Gutachten solltest du der Behörde nicht vorlegen.

Erst ist der Führerschein weg, dann musst du zur medizinisch-psychologischen Untersuchung und zu allem Überfluss fällt das MPU-Gutachten auch noch negativ aus. Keine Frage, natürlich ist das bitter. Aber statt den Kopf in den Sand zu stecken, ist wichtig, dass du jetzt richtig reagierst. In diesem Ratgeber erfährst du, wie du vorgehen solltest, wenn du durch die MPU gefallen bist.

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Die Vorbereitung auf die MPU kann recht unterschiedlich sein. Einige absolvieren Vorbereitungskurse, andere nehmen Hilfe von einem Verkehrspsychologen in Anspruch. Wieder andere informieren sich im Internet und üben in Eigenregie mit Online-Tests, manche treten auch komplett unvorbereitet zum Fahreignungstest an.

Unabhängig von der Form der Vorbereitung kann es passieren, dass deine MPU mit einem negativen Gutachten endet. Die Durchfallquote bei der MPU ist hoch und viele Teilnehmer brauchen zwei oder mehr Anläufe.

Verständlicherweise ist die Enttäuschung groß, wenn deine Begutachtung negativ ausfällt und eine erneute MPU notwendig ist, damit du deinen Führerschein zurückbekommst. Aber macht es Sinn, dich nach dem gescheiterten Versuch sofort neu anzumelden? Ist es eine gute Idee, die MPU-Stelle zu wechseln und zu hoffen, dass es dort klappt? Auf beide Fragen lautet die Antwort „Nein“.

Warum das so ist und was du bei einem negativen Gutachten tun solltest, erklären wir dir in diesem Beitrag.

Negatives MPU-Gutachten: Warum sollte die Führerscheinstelle nichts davon erfahren?

Es ist zwar nicht angenehm, durch die MPU zu fallen. Aber wichtig ist, dass du jetzt einen kühlen Kopf bewahrst und mögliche Folgeschäden verhinderst. Dazu solltest du bereits im Vorfeld Vorkehrungen treffen.
Erkläre schon bei der Beauftragung der MPU, dass das Untersuchungsergebnis nur dir zugeschickt und keine Ausfertigung des Gutachtens direkt an die Führerscheinstelle weitergeleitet werden soll.

Die MPU-Stelle fertigt zwei Exemplare vom MPU-Gutachten aus, eines für dich und eines für die Führerscheinstelle. Gemäß § 203 StGB (Strafgesetzbuch) unterliegt die MPU-Stelle der Schweigepflicht. Sie darf Informationen deshalb nur dann weiterleiten, wenn du dem zugestimmt hast.

Gleichzeitig kannst du selbst entscheiden, was mit deinem Gutachten passiert. Du bist weder dazu verpflichtet, einer direkten Weiterleitung an die Führerscheinstelle zuzustimmen, noch ihr ein negatives MPU-Gutachten vorzulegen.

Das Gutachten bleibt über zehn Jahre in deiner Führerscheinakte. Ein negatives MPU-Gutachten hat aber nicht nur zur Folge, dass die Behörde deinen Antrag auf Wiedererteilung der Fahrerlaubnis in aller Regel ablehnen wird.

Vielmehr kann es auch bei einem erneuten Antrag zum Stolperstein werden. Denn in dem Gutachten ist genau erklärt, warum der Gutachter deine Fahreignung anzweifelt. Deshalb solltest du darauf achten, dass die Behörde diese Informationen erst gar nicht bekommt.

Was tun, wenn du der Weiterleitung zugestimmt hattest?

Landet nach der Untersuchung nur eine Ausfertigung des Gutachtens in deinem Briefkasten, hast du in den Fragebögen bei der MPU vermutlich angekreuzt, dass das zweite Exemplar an die Führerscheinstelle geschickt werden soll. Kannst du den Versand nicht mehr verhindern, solltest du deinen Antrag auf Wiedererteilung der Fahrerlaubnis zurückziehen. Und das zeitnah, bevor die Behörde deinen Antrag ablehnt.

Den Führerscheinantrag kannst du jederzeit kostenfrei zurücknehmen, solange noch nicht über ihn entschieden wurde. Ein formloses Schreiben reicht dafür aus, begründen musst du die Rücknahme nicht. Es genügt, wenn du zum Beispiel schreibst:

Die Rücknahme hat zwar zur Folge, dass du einen neuen Antrag stellen und bei einem Neuantrag auch wieder die Verwaltungskosten bezahlen musst. Aber du verschaffst dir auf diese Weise Zeit, um einen zweiten Anlauf zu starten und ein positives MPU-Gutachten zu erzielen, ohne dass der erste Fehlversuch Auswirkungen auf die Entscheidung der Behörde hat.

Wie solltest du auf ein negatives MPU-Gutachten reagieren?

Im Fahreignungsgutachten ist ausführlich erläutert, warum du nicht bestanden hast. Aus diesem Grund solltest du das Gutachten sehr genau studieren. Der Gutachter führt seine Beurteilung präzise aus und begründet seine Einschätzung mit den geltenden Beurteilungskriterien und den Aussagen, die du in den Fragen und im Gespräch gemacht hast.

Liest du dir das negative MPU-Gutachten durch, kannst du nachvollziehen, an welchen Stellen du noch an dir arbeiten musst. Am Ende seiner Ausführungen gibt der Gutachter außerdem eine konkrete Empfehlung dafür ab, was du bis zu einer erneuten Teilnahme an der MPU unternehmen solltest. So kann er zum Beispiel zu einem Abstinenznachweis, einem Antialkoholtraining oder einem verkehrspsychologischen Beratungsgespräch raten.

Das ist auch der Grund, warum es wenig Sinn macht, dich sofort wieder zur MPU anzumelden. Theoretisch ist das zwar möglich, denn so etwas wie Wartezeiten oder Sperrfristen gibt es bei der MPU nicht. Doch wenn du direkt einen neuen Begutachtungstermin vereinbarst, sind die Punkte, die der Gutachter beim ersten Versuch bemängelt hat, noch nicht aus der Welt geschafft.

Die Wahrscheinlichkeit, dass das zweite Gutachten ebenfalls negativ ausfällt, ist deshalb hoch. Bevor du den nächsten Anlauf startest, solltest du also erst einmal die Empfehlungen des Gutachters umsetzen.

Ist es sinnvoll, gegen ein negatives MPU-Gutachten vorzugehen?

Grundsätzlich musst du ein negatives MPU-Gutachten nicht akzeptieren. Doch bevor du dagegen vorgehst, solltest du sehr gut abwägen, ob sich der Aufwand lohnt.

Enthält das Gutachten offensichtliche Fehler oder sind die Ausführungen des Gutachters widersprüchlich, kannst du das Gutachten anfechten. Dazu musst du in einer schriftlichen Stellungnahme präzise auf jeden einzelnen Punkt eingehen, den du für falsch hältst.

Einen Anwalt brauchst du dafür im Prinzip noch nicht. Allerdings dürfte es für dich als Laie schwierig werden, die Erfolgsaussichten realistisch einzuschätzen und plausibel zu argumentieren. Denn die rechtlichen Hintergründe bei einer MPU sind kompliziert und in das Endergebnis fließen viele verschiedene Faktoren ein.

Bringt deine Stellungnahme nichts und bleibt der Gutachter bei seiner Beurteilung, kannst du das Gutachten mit anwaltlicher Hilfe anfechten. Doch so ein Verfahren kostet Zeit und Geld. Zudem zeigt die Praxis, dass es eher selten erfolgreich ist.

Kann ich einfach die MPU-Stelle wechseln?

Auch wenn in Foren immer mal wieder etwas anderes behauptet wird, gibt es keine besseren oder schlechteren MPU-Stellen. Genauso wenig existieren MPU-Stellen, die die Teilnehmer durchwinken oder absichtlich durchfallen lassen.

Ein Teilnehmer wird sich dann eher negativ über eine Begutachtungsstelle äußern, wenn er bei der MPU durchgefallen ist. Andersherum wird er eher positiv urteilen, wenn er ein positives Gutachten erhalten hat. Doch diese Einschätzung ist sehr subjektiv.

Einfach zu einer anderen Stelle zu gehen und darauf zu hoffen, dass die MPU dort schon erfolgreich verlaufen wird, bringt dich letztlich nicht weiter. Denn wenn du den Gutachter nicht davon überzeugen kannst, dass du deinen Fehler einsiehst, an deinem Problem gearbeitet und deine Grundhaltung nachhaltig verändert hast, wird das MPU-Gutachten wieder negativ ausfallen.

Was sind typische Gründe für ein negatives MPU-Gutachten?

Bei jeder Prüfung kann es verschiedenste Gründe geben, warum der Teilnehmer nicht besteht. Das ist auch bei der MPU nicht anders. Und oft sind es Kleinigkeiten, die am Ende den Ausschlag geben.

Die MPU setzt sich aus vier Abschnitten zusammen. So füllst du zunächst Fragebögen aus. Danach folgen die körperliche Untersuchung, Leistungstests und das psychologische Gespräch. In jedem dieser Abschnitte können Ursachen dafür liegen, dass du durchfällst.

Musst du zum Beispiel wegen zu vieler Punkte zur MPU, reicht es nicht aus, wenn du nur versicherst , dass du dich künftig an die Verkehrsregeln halten wirst. Denn so ziemlich jeder Teilnehmer an einer MPU zeigt sich einsichtig und motiviert, solange das Fahrverbot besteht. Doch was ist, wenn du deinen Führerschein wiederhast?

Was wird sein, wenn du es eilig hast, schnell zu einem Termin musst oder die Strecke frei ist und du Gas geben kannst? Solche Situationen wird es geben. Und der Gutachter muss sich sicher sein, dass du dann nicht in alte Muster zurückfällst. Deshalb musst du glaubhaft vermitteln können, dass du dich ernsthaft mit der Problematik befasst und eine Strategie entwickelt hast, die dich vor erneutem Fehlverhalten bewahrt.

Muss ich bei der Vorlage des MPU-Gutachtens bei der Behörde eine Frist beachten?

Grundsätzlich gibt es keine Frist, innerhalb der du ein positives MPU-Gutachten bei der Führerscheinstelle einreichen musst. Wurde eine MPU angeordnet, ist ein positives Gutachten aber die Voraussetzung dafür, dass dein Führerscheinantrag bewilligt werden kann. Und der Antrag auf Wiedererteilung der Fahrerlaubnis unterliegt einer Frist.

Wird die Zeit knapp, solltest du deshalb eine Fristverlängerung beantragen. Dazu wendest du dich an die Führerscheinbehörde und bittest in einem formlosen Schreiben darum, dass die Antragsfrist verlängert wird. Eine Begründung ist nicht notwendig, aber du kannst ruhig angeben, dass du noch Zeit für die Vorbereitung auf die MPU brauchst.

Lässt du die Frist verstreichen, wird dein Führerscheinantrag zurückgewiesen. Das ist zwar kein Problem, weil du sofort wieder einen neuen Antrag stellen kannst. Nur musst du in diesem Fall die Antragsgebühren noch einmal in voller Höhe bezahlen. Und diese Kosten kannst du dir durch eine Fristverlängerung sparen.

Für die MPU-Vorbereitung kannst du dir soviel Zeit nehmen, wie du brauchst. Oft wird die Vorbereitung auch etwas dauern. Das gilt insbesondere dann, wenn du anhand von Abstinenznachweisen deinen Verzicht auf Alkohol oder Drogen belegen musst. Lass dich also nicht verunsichern, wenn die Führerscheinbehörde Druck macht.

Keine Sperrfristen bei der MPU

Bei der medizinisch-psychologischen Untersuchung als solche gibt es keine Sperrfristen. Bist du am sogenannten Idiotentest gescheitert, musst du als keine bestimmte Zeit abwarten, bis du erneut antreten kannst.

Wie oben schon erklärt, solltest du zwar nicht sofort den nächsten Anlauf wagen. Denn der Gutachter will sehen, dass du dich mit dem Thema befasst hast und nun eine positive Entwicklung festzustellen ist. Aber wann du erneut teilnimmst, entscheidest du.

Es gibt auch keine rechtsverbindlichen Vorgaben zur Anzahl der möglichen Versuche. Du kannst also jederzeit wieder zum Test antreten, egal wie oft du vorher schon gescheitert bist. Allerdings ist eine MPU teuer und du bezahlst bei jeder Untersuchung die volle Gebühr. Deshalb sollte und wird dein Ziel natürlich sein, möglichst gleich beim ersten Mal erfolgreich zu sein.

Obwohl eine gute Vorbereitung sehr wichtig ist, solltest du die Zeit im Auge behalten, wenn du wegen Alkohol oder Drogen zur MPU musst. Denn Abstinenznachweise sind nur drei Monate gültig. Bist du dir nicht sicher, ob zwischen der letzten Probe und dem zweiten MPU-Termin mehr als zwölf Wochen liegen werden, solltest du Zwischenscreenings einplanen. Damit kannst du belegen, dass du nach wie vor abstinent bist.

Fazit zu einem negativen MPU-Gutachten

Natürlich hast du auf ein positives Gutachten gehofft. Doch ein negatives MPU-Gutachten ist kein Grund, frustriert aufzugeben. Sorge dafür, dass die Führerscheinbehörde nichts von deinem Fehlversuch erfährt und lese dir das Gutachten aufmerksam durch. Warum stellt der Gutachter deine Fahreignung infrage und welche Empfehlungen gibt er?

Durch das negative Gutachten weißt du, wo du ansetzen musst. Gleichzeitig hast du schon Erfahrungswerte, wie eine MPU abläuft. Mache dir dieses Wissen zunutze. Du kannst zwar nicht davon ausgehen, dass dir der Gutachter beim zweiten Mal exakt die gleichen Fragen stellen wird. Aber allzu groß werden die Unterschiede nicht sein.

Außerdem kannst du gezielt auf die Punkte eingehen, die beim ersten Mal zu einer negativen Beurteilung geführt haben. Damit machst du deutlich, dass du die Sache ernst nimmst und weiterhin an dir gearbeitet hast. Einer positiven Bewertung sollte so nichts mehr im Wege stehen.