Bei der MPU zählt der Matrizentest nicht zu den Standardverfahren.
Bei einem Matrizentest bildet üblicherweise eine Matrix die Basis einer Aufgabe. In der Matrix sind Symbole, Zahlen oder Buchstaben nach einem bestimmten, logischen Schema angeordnet. Ein Element fehlt aber. Die Aufgabe besteht darin, das Muster zu erkennen, weiterzudenken und das fehlende Element zu ergänzen. In einer abgewandelten Form kann eine Reihe aus Zahlen oder Figuren die Matrix ersetzen.
Logisches Denken, Erkennen von Mustern, räumliches Vorstellungsvermögen, die Fähigkeit, Probleme zu lösen: Solche kognitiven Fähigkeiten können durch einen Matrizentest gemessen werden. Deshalb wird er oft in Einstellungsverfahren oder als Bestandteil von Intelligenztests eingesetzt.
Doch was genau sind Matrizen? Wie sehen die Aufgaben bei dem Testverfahren aus? Worauf kommt es beim Lösen an? Und wird der Matrizentest auch bei der MPU eingesetzt? All das erfährst du jetzt!
Was sind Matrizen?
In Tests werden sogenannte progressive Matrizen eingesetzt. In den 1930er-Jahren entwickelte der britische Psychologe John C. Raven das Verfahren. Aus diesem Grund wird manchmal auch von Ravens Matrizentest gesprochen. Berühmt wurde der Matrizentest im Zweiten Weltkrieg, als Wehrpflichtige der britischen Armee ihn absolvieren mussten. Der große Pluspunkt des Verfahrens war, dass die Intelligenz zuverlässig zu ermitteln war, selbst wenn der jeweilige Teilnehmer nicht schreiben und lesen konnte.
Der Matrizentest gehört in die Gruppe der sprachfreien Intelligenztests. Er überprüft weder Allgemeinbildung oder Fachwissen noch sprachliches Können. Stattdessen misst er kognitive Fähigkeiten. Der Test soll feststellen, wie gut jemand mit Aufgaben ohne einheitliches Lösungsschema zurechtkommt. Anhand der Matrizen soll sich zeigen, ob der Testteilnehmer Muster durchschauen und die richtigen Schlüsse daraus ziehen kann.
Jede Aufgabe besteht aus einer Matrix mit Objekten wie Figuren, Symbolen, Zahlen oder Buchstaben. Die Objekte sind in einem Feld angeordnet, das meist 3 × 3 oder 4 × 4 Kästchen hat. Diese Anordnung ist auch für den Namen verantwortlich. Denn in der Mathematik werden mehrere Objekte, die in einer Tabelle oder einem Feld angeordnet sind, als Matrix bezeichnet. Die Mehrzahl von Matrix ist Matrizen.
Ein bestimmtes Muster gibt vor, wie die Objekte in der Matrix platziert sind. Beim Test fehlt in einem Kästchen das Objekt. Der Testteilnehmer muss herausfinden, wie dieses fehlende Objekt aussehen muss.
Wie sehen Aufgaben bei einem Matrizentest aus?
Die Mathematik bezeichnet eine rechteckige Anordnung von Objekten als Matrix. Der Matrizentest greift dieses Konzept auf.
In der klassischen Variante ist ein Feld mit mehreren Kästchen abgebildet. Meistens sind es neun Kästchen, die jeweils in drei waagerechten Reihen und drei senkrechten Spalten angeordnet sind. Acht der Kästchen enthalten eine Figur oder ein Symbol. Ein Kästchen hingegen ist leer oder mit einem Fragezeichen markiert.
Du musst herausfinden, welche Figur die Matrix logisch richtig ergänzt. Allerdings musst du die Figur nicht selbst zeichnen. In Tests werden die Aufgaben als Auswahlfragen gestellt. Du siehst dafür mehrere Lösungsvorschläge und wählst daraus eine Antwort aus.
Ein Beispiel
Lösung: b
Erklärung: Bei dieser Matrix musst du dir die senkrechten Spalten anschauen. Die Figur in der Mitte ergibt sich, wenn du die Figuren aus dem oberen und dem unteren Kästchen übereinanderlegst. Demnach ist Lösung b richtig. Denn wenn du die beiden Figuren aus der mittleren Spalte übereinander anordnest, entsteht dieses Symbol.
Zahlen- und Buchstabenmatrizen
Bei einem Matrizentest können anstelle von Feldern mit Figuren auch Zahlen- oder Buchstabenmatrizen eingesetzt werden. Das Prinzip bleibt gleich. Du musst also wie bei klassischen Matrizen herausfinden, nach welcher Regel das Feld aufgebaut ist und welche Zahl oder welcher Buchstabe in das leere Kästchen gehört.
Als kleine Hilfestellung sind Zahlen- und Buchstabenmatrizen oft mit einem Pfeil markiert. Die Richtung des Pfeiles zeigt dir an, ob für das Aufbauschema die Reihen oder die Spalten maßgeblich sind und ob du von links nach rechts bzw. von oben nach unten oder umgekehrt vorgehen musst.
Ein Beispiel
Lösung: 79
Erklärung: Durch den waagerechten Pfeil von rechts nach links ist klar, dass du die Reihen in dieser Richtung überprüfen musst. Schaust du dir die Zahlen in der ersten Reihe an, siehst du, dass die zweite Zahl um 4 kleiner ist als die erste Zahl. Der Abstand zwischen der zweiten und der dritten Zahl beträgt 5, die letzte Zahl in der Reihe verkleinert sich um 6. Die Regel für diese Matrix lautet demnach: „-4, -5, -6“. Wendest du das Schema jetzt auf die Reihe mit dem leeren Feld an, kommst du auf 79 als Lösung, denn 84 – 5 = 79.
Figurenreihen
Obwohl es sich um einen Matrizentest handelt, können die Aufgaben statt echter Matrizen auch nur Figurenreihen enthalten. In diesem Fall sind die Figuren nicht in einem Feld angeordnet, sondern stehen nebeneinander in einer Reihe. Du musst erkennen, welche Regel der Reihe zugrunde liegt und aus den Antwortmöglichkeiten die Figur auswählen, die als Element in die Reihe passt.
Ein Beispiel
Lösung: d
Erklärung: Bei allen Figuren in der Reihe werden die Symbole von zwei kurzen, blauen Linien gekreuzt. Dabei verlaufen die blauen Linien parallel zueinander. Bei den Antwortmöglichkeiten trifft diese Bedingung nur auf Figur d zu. Die anderen Figuren werden zwar ebenfalls von kurzen, blauen Linien gekreuzt. Allerdings sind diese Linien nicht parallel.
Wie lassen sich die Aufgaben beim Matrizentest am besten lösen?
Um Aufgaben bei einem Matrizentest zu lösen, wendest du unterm Strich immer die gleiche Vorgehensweise an. Ob du eine klassische Matrix mit Figuren, ein Zahlenfeld, eine Buchstabenmatrix oder eine Reihe mit Symbolen vor dir hast, ist dabei zunächst unerheblich.
Im ersten Schritt solltest du dir die einzelnen Objekte sehr genau anschauen. Denn nur so kannst du hinter die Regel kommen, nach der die Matrix aufgebaut ist. Hast du das Schema erkannt, kannst du die Regel gedanklich anwenden. Auf diese Weise findest du das Objekt, das die Matrix logisch richtig vervollständigt.
Bleibt aber die Frage, wie du hinter die Regel einer Matrix kommst. Dabei hat es sich bewährt, wenn du drei Dinge überprüfst:
1. Gemeinsamkeiten
Suche nach einer Gemeinsamkeit, die auf alle Figuren zutrifft. Diese Gemeinsamkeit kann zum Beispiel darin bestehen, dass jede Figur aus einer bestimmten Anzahl an Elementen besteht. Genauso ist denkbar, dass ein Element bei jeder Figur in derselben Form oder an der gleichen Stelle vorhanden ist.
2. Veränderungen
Kannst du keine Gemeinsamkeit finden, solltest du auf mögliche Veränderungen achten. Vielleicht kommt bei jeder Figur ein neues Element dazu oder es fällt andersherum ein Element weg. Eventuell drehen, spiegeln, verschieben oder halbieren sich die Figuren oder Teile von ihnen.
3. Reihen und Spalten
Entdeckst du auch keine fortlaufenden Veränderungen, solltest du mit den waagerechten Reihen weitermachen. Fällt dir hier ein Muster auf, das sich in jeder Reihe wiederholt? Wenn nicht, dann überprüfe die senkrechten Spalten. Behalte außerdem im Hinterkopf, dass bei Matrizen Figuren auch dadurch entstehen können, dass die Figuren aus den anderen Kästchen der Reihe oder Spalte übereinandergelegt werden.
Was ist mit Zahlen- oder Buchstabenmatrizen?
Bei Zahlenmatrizen gehst du ähnlich vor wie bei Matrizen mit Figuren. Du überprüfst, welche Zahlen in den Kästchen stehen und wie sie sich verändern. Sind es gerade, ungerade oder gemischte Zahlen? Werden die Zahlen größer oder kleiner?
Sind die Abstände zwischen den Zahlen recht klein, deutet das darauf hin, dass du addieren oder subtrahieren musst. Im Unterschied dazu sind größere Abstände meistens ein Indiz dafür, dass du multiplizieren oder dividieren musst.
Achte außerdem immer auf die Pfeile. Ist eine Zahlenmatrix mit einem Pfeil gekennzeichnet, musst du nur die Pfeilrichtung beachten. Verläuft der Pfeil zum Beispiel senkrecht von oben nach unten, kümmerst du dich nur um die Spalten und gehst die Kästchen dabei von oben nach unten durch. Die waagerechten Reihen kannst du in diesem Fall außen vor lassen, denn sie spielen für das Aufbauschema keine Rolle.
Bei Buchstabenmatrizen solltest du dir das Alphabet auf einem Zettel aufschreiben. Dadurch kannst du den Aufbau einer Matrix viel einfacher nachvollziehen, weil du nur nachschauen musst, ob die Buchstaben im Alphabet vorwärts oder rückwärts gehen und wie viele Buchstaben jeweils übersprungen werden. Siehst du die Buchstaben nicht vor dir, musst du das ABC jedes Mal im Kopf durchgehen.
Ein Tipp noch: Bei Tests sind die Aufgaben meistens Auswahlfragen. Du solltest aber versuchen, erst selbst die Lösung zu finden und sie danach mit den Antwortmöglichkeiten abgleichen. Gehst du von den Lösungsvorschlägen aus, kommst du womöglich auf die falsche Fährte. Denn die Lösungen sind oft so gewählt, dass sie auf den ersten Blick alle passen könnten.
Wird der Matrizentest auch bei der MPU eingesetzt?
Logisch zu denken, Muster zu durchschauen und die richtigen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen, sind Fähigkeiten, die dir in allen Berufen und in sehr vielen Lebensbereichen zugutekommen. Gleiches gilt für die Fähigkeit, trotz Druck und Anspannung Lösungen für Probleme zu finden. Aus diesem Grund taucht der Matrizentest regelmäßig in beruflichen Einstellungstest, bei Intelligenztests und in Eignungstests von Bildungseinrichtungen auf.
Bei der MPU hingegen gehört der Matrizentest eher nicht zu den üblichen Testverfahren. Die MPU begutachtet die Eignung, Kraftfahrzeuge sicher und verantwortungsbewusst im Straßenverkehr zu führen. Dabei beurteilen die eingesetzten Testverfahren die Fahreignung aus gesundheitlicher, geistiger und charakterlicher Sicht. Anders als es die im Volksmund bekannte Bezeichnung Idiotentest nahelegt, hat die MPU aber nichts mit einem Intelligenztest zu tun.
Mit klassischen Matrizen musst du bei der MPU deshalb nicht rechnen. Zahlenreihen können zwar ein Test bei der MPU sein, aber auch sie werden nur selten eingesetzt. Ganz um Figuren kommst du bei der MPU allerdings oft nicht herum. Denn mit dem sogenannten Figurenvergleichstest gibt es ein Verfahren, das als Bestandteil des Reaktions- und Leistungstests häufig angewendet wird.
Beim Figurenvergleichstest siehst du eine Reihe mit Figuren. Meist handelt es sich dabei um einfache Symbole oder geometrische Grundformen. Unter der Figurenreihe ist eine weitere, einzelne Figur abgebildet. Du musst dann möglichst schnell entscheiden, ob die Einzelfigur so in der Figurenreihe enthalten ist. Gibt es eine Übereinstimmung, wählst du den grünen Knopf, ansonsten drückst du auf den roten Button.
Anders als beim Matrizentest geht es beim Figurenvergleichstest aber nicht um logisches Denken. Stattdessen werden Fähigkeiten wie Wahrnehmung, Orientierung, Konzentration und Reaktion überprüft. Denn solche Fähigkeiten sind bei der Teilnahme am Straßenverkehr gefragt.
Fazit zum Matrizentest bei der MPU
Der Matrizentest ist ein gängiges Verfahren im beruflichen Kontext. Bei der MPU ist der Matrizentest hingegen eher unüblich. Hier kann zwar der Figurenvergleichstest eingesetzt werden. Doch die Figurenreihen bei der MPU sind wesentlich einfacher gehalten und messen andere Fähigkeiten als ein klassischer Matrizentest. Zahlenreihen basieren auf einem ähnlichen Prinzip wie Matrizen. Sie werden bei der MPU ebenfalls nur selten als Testverfahren angewendet.
Möchtest du deine kognitiven Fähigkeiten trainieren, kann es natürlich nicht schaden, wenn du auch ein paar Matrizen bearbeitest. Zumal du damit auch die Anspannung und den Zeitdruck in der Testsituation simulieren kannst. Aber für eine gezielte Vorbereitung speziell auf die MPU kannst du Matrizen auslassen. Wichtiger ist, dass du dich gut auf das psychologische Gespräch vorbereitest. Denn für das Ergebnis deines Gutachtens spielt es die Hauptrolle.
