Niemand möchte gerne zur MPU. Schließlich hängt von der medizinisch-psychologischen Untersuchung ab, ob die Fahreignung bestätigt wird und damit die Wieder- oder Neuerteilung der Fahrerlaubnis in greifbare Nähe rückt. Da scheint es auf den ersten Blick ziemlich verlockend, die MPU durch bloßes Aussitzen zu umgehen. Doch ist das überhaupt möglich? Und wie lange müsstest du abwarten?
Eine MPU wird nicht ohne Grund angeordnet. Vielmehr geht dem Ganzen ein nicht unerheblicher Verstoß gegen die Verkehrsregeln voraus. Fahren unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen und zu viele Punkte im Flensburger Fahreignungsregister sind die häufigsten Gründe für die Anordnung einer medizinisch-psychologischen Untersuchung.
Auf der anderen Seite ist die im Volksmund auch Idiotentest genannte Untersuchung eine Chance, den entzogenen Führerschein wiederzubekommen. Entscheidend dafür ist, dass du den Gutachter davon überzeugst, dass du deinen Fehler einsiehst, ihn aufgearbeitet hast und durch eine stabile Änderung deiner Grundhaltung sicherstellst, dass sich so ein Vorfall nicht wiederholt.
Nun ist es aber so, dass eine MPU mit Kosten verbunden ist. Zu den Gebühren für die Durchführung der MPU kommen die Kosten für Vorbereitungskurse dazu. Auch die geforderten Abstinenznachweise bei der MPU wegen Alkohol oder Drogen kosten Geld. Unterm Strich können so schnell um die 1.000 Euro und mehr zusammenkommen.
Neben der Aufregung, der Anspannung und der Zeit, die du investieren musst, steht dann noch die Ungewissheit im Raum, ob du den Test besteht, dein MPU-Gutachten positiv ausfällt und du deinen Führerschein tatsächlich zurückerhältst.
Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, wenn du dich fragst, ob du die MPU umgehen kannst. Und dabei fällt oft das Stichwort MPU Verjährung. Was sich damit auf sich hat, erfährst du in diesem Beitrag.
Was bedeutet MPU Verjährung?
Mit MPU Verjährung ist gemeint, dass du nach einer gewissen Wartezeit eine Neuerteilung deiner Fahrerlaubnis beantragen kannst, ohne dass du dafür zur MPU musst. Ist die Frist abgelaufen, stellt dir die Behörde auf Antrag also einen neuen Führerschein aus. Und das auch dann, wenn du keine MPU absolvierst hast, obwohl sie angeordnet war.
Die Bezeichnung MPU Verjährung ist dabei aber etwas irreführend. Denn die Verjährungsfrist bezieht sich nicht auf die MPU. Anordnungen der Straßenverkehrsbehörde verjähren grundsätzlich nicht. Die Verjährung bezieht sich vielmehr darauf, dass die eingetragene Straftat nach einer gewissen Zeit aus deiner Akte gelöscht wird. Und nach Ablauf dieser Tilgungsfrist kannst du deine Fahrerlaubnis neu beantragen.
Welche Frist gilt für die MPU Verjährung?
Dass die Möglichkeit besteht, die MPU durch Verjährung zu umgehen, ergibt sich aus § 29 StVG (Straßenverkehrsgesetz). Darin ist geregelt, dass die im Register gespeicherten Eintragungen nach einer bestimmten Frist automatisch getilgt werden. Bei Straftaten, die einen Führerscheinentzug zur Folge hatten, beträgt die Tilgungsfrist zehn Jahre. Wenn seit deinem Fehltritt also zehn Jahre vergangen sind, wird der Eintrag aus deiner Akte gelöscht.
Allerdings ist das noch nicht alles. Denn die zehnjährige Frist beginnt nicht sofort. In § 29 Abs. 5 StVG heißt es dazu:
„[…] beginnt die Tilgungsfrist erst mit der Erteilung oder Neuerteilung der Fahrerlaubnis, spätestens jedoch fünf Jahre nach der Rechtskraft der beschwerenden Entscheidung […]“
Demnach müssen seit dem Tag, an dem die MPU rechtskräftig angeordnet wurde, fünf Jahre vergangen sein. Erst nach Ablauf dieser fünf Jahre startet die zehnjährige Tilgungsfrist. Damit tritt die Verjährung nach insgesamt 15 Jahren ein.
Um es an einem Beispiel konkret zu machen: Angenommen, die Führerscheinbehörde hat am 10. Januar 2023 eine MPU angeordnet. Dann läuft zunächst die fünfjährige Frist bis zum Einsetzen der Tilgungsfrist. Lässt du dir zwischenzeitlich nichts zuschulden kommen, beginnt am 10. Januar 2028 die zehnjährige Tilgungsfrist deines Eintrags. Sie endet am 10. Januar 2038. Erst danach wäre die angeordnete MPU vom Tisch und du könntest deinen Führerschein neu beantragen.
Was solltest du während der MPU Verjährungsfrist vermeiden?
Möchtest du die Verjährungsfristen für dich nutzen, darfst du dir in den fünf Jahren ab der Anordnung der MPU keine Verstöße gegen Verkehrsregeln leisten. Dass Fahren ohne gültige Fahrerlaubnis tabu ist, versteht sich von selbst.
Aber du solltest auch das Fahrrad im Blick haben. Bist du nämlich betrunken mit dem Fahrrad unterwegs, könnten Punkte in Flensburg die Folge sein. Sogar wenn du bei Rot eine Fußgängerampel überquerst, droht Ärger. Möchtest du die Fristen bis zur Löschung deines Eintrags nicht gefährden, darfst du dir im Zusammenhang mit dem Straßenverkehr also nichts, wirklich gar nichts zuschulden kommen lassen.
Verhältst du dich vorbildlich und leistet dir auch sonst keine Auffälligkeiten, kannst du nach Ablauf der zehnjährigen Tilgungsfrist eine neue Fahrerlaubnis beantragen. Selbst wenn dir vorher ohne positives MPU-Gutachten kein Führerschein erteilt worden wäre, bekommst du dann wieder einen.
Wichtig ist aber, dass du die Fristen wirklich abwartest. Stellst du den Antrag zu früh, verlängert sich die Frist nämlich. Dabei spielt keine Rolle, ob du zwischenzeitlich an einer MPU teilgenommen hast oder ob nicht.
Allein der Antrag auf eine Neu- oder Wiedererteilung der Fahrerlaubnis verlängert die Wartefrist. Denn im Zuge des Antrags ordnet die Behörde das MPU-Gutachten ja als Voraussetzung für die Bewilligung deines Antrags an. Und das ist möglich, weil dein Eintrag zu diesem Zeitpunkt noch nicht gelöscht ist.
Was du außerdem wissen musst
Hast du einen so langen Atem, dass du 15 Jahre lang auf den Führerschein verzichten kannst, ist die Verjährung der MPU möglicherweise eine Option für dich. Allerdings kommt dann noch ein anderes Problem dazu.
Wenn du nach so langer Zeit eine Fahrerlaubnis beantragst, wird die Behörde verlangen, dass du den Führerschein neu machst. Denn die Annahme ist, dass bei jemandem, der viele Jahre lang kein Fahrzeug mehr geführt hat, die Theorie- und die Praxiskenntnisse nicht mehr präsent sind. Aus diesem Grund wirst du in einer Fahrschule Theorieunterricht und Fahrstunden nehmen und die Fahrprüfung noch einmal ablegen müssen.
Den Führerschein neu zu machen, kostet Geld. Und ob du damit wirklich preiswerter fährst als mit der MPU, ist fraglich.
Welche Alternativen gibt es zum Abwarten der Verjährung?
Die wenigsten dürften die Geduld aufbringen, 15 Jahre bis zur MPU Verjährung abzuwarten. Damit stellt sich die Frage, welche Alternativen es gibt.
Eine Möglichkeit ist, dass du dir die europäische Gesetzgebung zunutze machst und die MPU umgehst, indem du im EU-Ausland einen neuen Führerschein machst. Das ist legal und der EU-Führerschein ist in Deutschland auch gültig, wenn du die gesetzlichen Vorgaben einhältst. Doch hier liegt das Problem. Denn damit du im EU-Ausland den Führerschein machen kannst, muss du deinen Hauptwohnsitz für mindestens 185 Tage dorthin verlagern. Auch dieser Weg erfordert also Geduld und ist zudem aufwändig und teuer.
Die wahrscheinlich beste Lösung wird deshalb sein, dass du dich der MPU stellst. Die vielen Horrorgeschichten, die sich um die Untersuchung ranken, und die recht hohe Durchfallquote mögen zwar im ersten Moment abschreckend wirken. Aber du solltest wissen, dass du mit einer guten Vorbereitung sehr viel erreichst.
Bei der MPU geht es im Kern um diese Fragen:
- Siehst du dein Fehlverhalten ein?
- Hast du aufgearbeitet, was du falsch gemacht hast und wie es dazu kommen konnte?
- Bist du psychisch und körperlich in der Lage, ein Kraftfahrzeug zu führen, ohne durch dein Fahrverhalten dich und andere zu gefährden?
- Bist du dir der Verantwortung bewusst, die du als Verkehrsteilnehmer hast?
- Welche Vorkehrungen hast du getroffen, um sicherzustellen, dass sich dein Fehlverhalten nicht wiederholt?
- Inwiefern hast du deine Grundeinstellung geändert?
Die MPU-Vorbereitung hilft dir dabei, schlüssige Antworten auf die Fragen des Gutachters zu finden. Damit schaffst du die besten Voraussetzungen, um die MPU im ersten Anlauf erfolgreich zu meistern.
Vorsicht vor unseriösen Angeboten!
Im Internet wirst du vielleicht auf Angebote stoßen, die damit werben, dass du ein positives MPU-Gutachten oder gleich den Führerschein kaufen kannst. Andere Anbieter erklären, dass du die Begutachtung im Ausland durchführen lassen kannst, natürlich kostengünstiger als in Deutschland und mit Erfolgsgarantie. Falle nicht auf solche Angebote herein!
Du kannst legal weder ein MPU-Gutachten noch einen Führerschein kaufen. Du erwirbst damit bestenfalls eine Fälschung, die das Papier nicht wert ist, auf dem sie steht. Außerdem machst du dich damit der Urkundenfälschung schuldig. Das ist eine schwerwiegende Straftat. Auch ein Gutachten aus dem Ausland bringt dir nichts, weil es in Deutschland von der Behörde nicht anerkannt wird.
Ist an den Gerüchten zur Neuregelung der MPU etwas dran?
Rund um die MPU werden immer wieder Gerüchte gestreut und verschiedene Behauptungen aufgestellt. Doch oft ist an den Aussagen wenig dran, während du vielleicht hoffst, so um die MPU herumzukommen. Mit drei Gerüchten wollen wir deshalb aufräumen.
Behauptung Nr. 1: Die MPU ist verfassungswidrig.
Die Frage, ob die MPU mit der Verfassung vereinbar ist, geistert immer wieder durch diverse Medien. Gleichzeitig wird eine einheitliche Regelung innerhalb der EU gefordert.
Jedes EU-Land regelt auf nationaler Ebene, unter welchen Umständen es einen Führerschein entzieht und die Fahrerlaubnis wieder erteilt. In Deutschland sehen diese Regelungen vor, dass die Behörde eine MPU anordnen kann. Für Zweifel an der Rechtmäßigkeit dieser Regelung gibt es keinerlei Anlass.
Behauptung Nr. 2: In diesem Jahr wird die MPU neu geregelt.
Tatsächlich steht die MPU schon seit Jahren in der Kritik und diverse Stellen fordern eine Neuregelung. Aus diesem Grund brachte das Bundesverkehrsministerium eine Projektgruppe namens „MPU Reform“ auf den Weg. Die Projektgruppe legte bereits 2014 einen Arbeitsbericht vor.
In dem Arbeitsbericht sind aber lediglich Handlungsempfehlungen und keine verbindlichen Vorgaben enthalten. Bisher wurden auch nur wenige der Empfehlungen umgesetzt.
Es ist zu erwarten, dass es zur MPU neue gesetzliche Regelungen geben wird. Allein schon deshalb, um den vielen schwarzen Schafen, die sich die Verzweiflung der Betroffenen zunutze machen und mit unseriösen Angeboten locken, etwas entgegenzusetzen. Doch wann die gesetzliche Neuregelung kommt, ist derzeit noch ungewiss.
Behauptung Nr. 3: Die EU will die MPU abschaffen.
Das MPU-Verfahren gibt es in Deutschland. Andere EU-Länder haben ihre eigenen Regelungen zum Entzug und zur Wiedererlangung der Fahrerlaubnis. Eine EU-weit einheitliche Rechtsgrundlage existiert nicht und solche Gesetze sind auch nicht im Gespräch. Dass die EU plant, die MPU in Deutschland abzuschaffen, entbehrt also jeglicher Grundlage.
Fazit zur MPU Verjährung
Es ist ganz legal möglich, eine angeordnete MPU auszusitzen. Doch bis die Verjährung greift und du deinen Führerschein ohne MPU neu beantragen kannst, musst du 15 Jahre abwarten.
In den meisten Fällen dürfte dieser Weg deshalb keine Option sein. Besser und sinnvoller ist, deine Zeit in eine gute MPU-Vorbereitung zu investieren. Die Chance, dass du so deine Fahrerlaubnis deutlich schneller zurückhast, ist ungleich größer.