Die Begutachtungsstelle für die MPU kannst du dir selbst aussuchen.
Wenn infolge von Verkehrsdelikten Zweifel an deiner Fahreignung aufkommen, ordnet die Führerscheinstelle eine medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) an. Die MPU, im Volksmund auch Idiotentest genannt, soll klären, ob du dazu geeignet bist, ein Fahrzeug im Straßenverkehr zu führen. Nur wenn das MPU-Gutachten positiv ausfällt, bekommst du deinen Führerschein wieder. Durchgeführt wird die MPU in einer akkreditierten Begutachtungsstelle.
Dass die Führerscheinstelle deine Fahreignung überprüfen lassen möchte, kann verschiedene Gründe haben. In den meisten Fällen haben Verkehrsdelikte im Zusammenhang mit Alkohol oder Drogen die Anordnung einer MPU zur Folge. Aber auch acht oder mehr Punkte im Flensburger Fahreignungsregister, Straftaten im Straßenverkehr oder bestimmte Krankheitsbilder können Untersuchungsanlässe sein.
Gegen die Entscheidung der Behörde, dass du ein MPU-Gutachten vorlegen musst, hast du keine rechtliche Handhabe. Erst wenn die Behörde deinen Antrag auf Neuerteilung der Fahrerlaubnis ablehnt, kannst du Rechtsmittel einlegen. Doch die Praxis zeigt, dass du wenig Chancen haben wirst, deinen Führerschein wiederzubekommen, wenn du die MPU verweigerst.
Eine Frage, die dann zusammen mit der MPU im Raum steht, bezieht sich auf die Begutachtungsstelle. In diesem Ratgeber erklären wir, was du rund um die Begutachtungsstelle für deine MPU wissen und beachten solltest.
Was ist eine MPU Begutachtungsstelle?
In Deutschland gibt es eine Vielzahl von MPU-Stellen, die sich über das ganze Bundesgebiet verteilen. Dabei sind die Stellen, die Gutachten zur medizinisch-psychologischen Untersuchung anfertigen, weder Ämter noch staatliche Behörden. Stattdessen handelt es sich um privatwirtschaftliche Unternehmen. Zu den bekanntesten Anbietern gehören der TÜV, die DEKRA, AVUS, PIMA und IAS.
Allerdings müssen die Begutachtungsstellen amtlich zugelassen sein, damit sie die MPU durchführen dürfen. Die Voraussetzungen für die Zulassung sind in § 66 FeV (Fahrerlaubnis-Verordnung) geregelt.
Die Zulassung und die Überprüfung der Stellen übernimmt die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt). Durch diese Regelungen soll gewährleistet sein, dass der Ablauf jeder MPU auf dem gleichen Schema basiert und die Beurteilung der Fahreignung nach einheitlichen Kriterien erfolgt.
Wer wählt die Begutachtungsstelle für die MPU aus?
Etwa drei Monate vor Ablauf deiner Sperrfrist stellst du bei der Führerscheinstelle an deinem Wohnort einen Antrag auf Neu- oder Wiedererteilung der Fahrerlaubnis. Hält die Behörde eine MPU für notwendig, fordert sie dich dazu auf, eine Begutachtungsstelle anzugeben. An die von dir benannte Stelle schickt die Behörde dann deine Akte.
Hintergrund für diese Praxis ist, dass du derjenige bist, der das MPU-Gutachten in Auftrag gibt. Die Behörde verlangt von dir nur, dass du das Gutachten vorlegst. Weil du die Durchführung der MPU samt dazugehörigem Gutachten beauftragst und auch die Kosten für die MPU bezahlst, kannst du die Begutachtungsstelle frei auswählen.
Die Behörde kann dir zwar akkreditierte Stellen in der Umgebung nennen. Sie macht aber keine weiteren Vorgaben und hat auch kein Mitspracherecht, für welche MPU-Stelle du dich entscheidest. Voraussetzung ist lediglich, dass es sich um eine amtlich zugelassene Begutachtungsstelle für Fahreignung handelt. Auf der Seite der BASt findest du eine Übersicht mit allen zugelassenen MPU-Stellen.
Wodurch unterscheiden sich die MPU-Stellen voneinander?
Was den Ablauf der MPU und die fachliche Beurteilung der Fahreignung angeht, gibt es zwischen den Begutachtungsstellen keine Unterschiede. Allerdings unterscheiden sich die Stellen in anderen Punkten voneinander.
Ein wichtiger Punkt dabei sind die Kosten. Früher waren die Gebühren für eine MPU bundesweit einheitlich und verbindlich in der sogenannten Gebührenordnung für Maßnahmen im Straßenverkehr festgelegt. Mit § 65 Abs. 5 StVG (Straßenverkehrsgesetz) wurde diese Regelung aber abgeschafft. Seit dem 1. August 2018 können die Begutachtungsstellen dadurch selbst entscheiden, welche Preise sie ansetzen. Das Ergebnis ist, dass es durchaus Preisunterschiede gibt.
Hast du mehrere MPU-Stellen in deiner näheren Umgebung, solltest du dich deshalb im Vorfeld erkundigen, wie teuer die Begutachtung in deinem Fall wird. Einige Anbieter haben die Preislisten auf ihren Webseiten hinterlegt. Ansonsten kannst du telefonisch oder persönlich vor Ort nachfragen. Durch einen Preisvergleich kannst du die MPU-Kosten eventuell etwas senken.
Ein anderer Unterschied betrifft die Größe. Während einige MPU-Stellen recht groß sind, einen regen Betrieb verzeichnen und zahlreiche Gutachter beschäftigen, sind andere Stellen deutlich kleiner. Oft handelt es sich dabei um Außenstellen und die Atmosphäre ist insgesamt persönlicher.
Auch das Spektrum an Dienstleistungen ist verschieden. So führen einige Stellen zum Beispiel Abstinenzkontrollprogramme mit Alkohol- und Drogenscreenings durch, fertigen medizinische Gutachten an oder stellen Dolmetscher zur Verfügung.
Worauf kommt es bei der Auswahl einer MPU Begutachtungsstelle an?
Pauschal und allgemeingültig eine Empfehlung dazu abzugeben, bei welcher Begutachtungsstelle du deine MPU absolvieren solltest, ist nicht möglich. Das hat allein schon damit zu tun, wie eine MPU abläuft:
- Zunächst füllst du den Fragebogen aus. Das erfolgt unter Aufsicht eines Gutachters.
- Die medizinische Untersuchung führt ein Arzt durch. Oft begleitet er auch den Reaktionstest und die weiteren Leistungstests, die du am Computer absolvierst.
- Bei der psychologischen Untersuchung ist ein Verkehrspsychologe dein Gesprächspartner.
Im Rahmen deiner MPU hast du es also mit mehreren Personen zu tun, die sich später miteinander absprechen und darüber entscheiden, wie dein Gutachten ausfällt.
Für die Beurteilung gibt es zwar festgelegte Bewertungskriterien. Aber die Gutachter haben einen gewissen Spielraum und während der eine Gutachter eher streng ist, legt ein anderer Gutachter deine Aussagen vielleicht lockerer aus. Allerdings hast du keinen Einfluss darauf, wer deine Untersuchung durchführt. Denn du kannst nur die Begutachtungsstelle auswählen, nicht aber die Gutachter.
Ein anderer Aspekt ist, dass die Gutachter und Psychologen meistens in mehreren MPU-Stellen tätig sind. Hintergrund dazu ist, dass viele Stellen nicht jeden Tag Begutachtungen durchführen. Betreibt ein Träger mehrere Begutachtungsstellen, wechseln die Gutachter entsprechend zwischen den Standorten. Auch deshalb ist die MPU in einer Begutachtungsstelle nicht leichter zu bestehen als in einer anderen.
Und was heißt das für die Auswahl?
Grundsätzlich solltest du eine MPU-Stelle auswählen, die für dich gut und bequem zu erreichen ist. Brauchst du ewig und bist entsprechend gestresst, wenn du bei der Begutachtungsstelle ankommst, macht das die MPU nicht leichter. Kennst du die Stelle schon von einer Info-Veranstaltung und war die Atmosphäre für dich in Ordnung, spricht nichts dagegen, diese Stelle auszuwählen. Wie vorhin schon erklärt, kann natürlich auch die Gebühr ein ausschlaggebendes Kriterium sein.
Achte aber darauf, dass das Gespräch mit dem Psychologen entweder auf Tonband aufgezeichnet oder als schriftliches Protokoll festgehalten wird. Sollte der Gutachter die Aufzeichnung nicht von sich aus anbieten, spreche ihn darauf an.
Das Protokoll dient deiner Sicherheit, denn das Gespräch bleibt dadurch nachvollziehbar. Es wird transparent, ob deine Bewertung fair oder stellenweise willkürlich war. Die Aufzeichnung des Gesprächs ist ein Qualitätskriterium, das Standard sein sollte.
Wie aussagekräftig sind Bewertungen?
Im Internet siehst du, wie andere Teilnehmer eine Begutachtungsstelle bewertet haben. Die Anzahl der Sterne und die Kommentare können eine Orientierungshilfe sein. Allerdings solltest du berücksichtigen, dass Bewertungen immer sehr subjektiv sind.
Ein Teilnehmer, der die MPU bestanden hat, wird die Begutachtungsstelle positiv beurteilen. Im Unterschied dazu wird ein Teilnehmer, der durchgefallen ist, vermutlich negativ bewerten und womöglich seinen Unmut äußern. Verlasse dich also nicht blind auf Bewertungen, sondern sehe sie bestenfalls als zusätzliche Entscheidungshilfe.
Vorsicht vor MPU-Gutachten aus dem Ausland!
Wenn du dich mit dem Thema MPU auseinandersetzt, wirst du im Internet auf verschiedene Angebote stoßen. So gibt es Anbieter, die mit sehr günstigen Preisen für die MPU werben. Andere Anbieter versprechen positive Gutachten nach einer Untersuchung, die im Ausland stattfindet. Vergiss solche Angebote! Denn du würdest für ein Gutachten bezahlen, das wertlos ist. Und dafür gibt es zwei Gründe:
- Die Behörde erkennt ein Gutachten nur dann an, wenn die MPU von einer akkreditierten, also amtlich zugelassenen Begutachtungsstelle durchgeführt wurde.
- Das MPU-Gutachten muss die Fragestellung klären, die die Behörde vorgegeben hat. Die Frage teilt die Behörde aber nicht dir, sondern direkt der MPU-Stelle mit, wenn sie deine Akte dorthin schickt.
Den Zeit- und Kostenaufwand, irgendwo ein Gutachten zu deiner Fahreignung erstellen zu lassen, kannst du dir also sparen.
Wie geht es nach der Auswahl der MPU Begutachtungsstelle weiter?
Hast du dich entschieden, wo du die MPU machen willst, nennst du der Behörde die Begutachtungsstelle. Die Behörde leitet daraufhin deine Führerscheinakte an die benannte MPU-Stelle weiter. Zusammen mit der Akte gibt die Behörde außerdem eine konkrete Eignungsfrage vor, die das Gutachten klären soll. Bei einem Alkohol- oder Drogen-Gutachten kann die Frage zum Beispiel lauten: „Ist davon ausgehen, dass Herr/Frau … erneut unter dem Einfluss von Alkohol/Drogen ein Kraftfahrzeug im Straßenverkehr führen wird?“
Liegt deine Akte vor, setzt sich die Begutachtungsstelle mit dir in Verbindung. Das Schreiben bestätigt zum einen den Eingang deiner Akte und fordert dich zum anderen zur Zahlung der MPU-Gebühr auf. Nachdem du die Kosten überwiesen hast, teilt dir die Begutachtungsstelle den Termin für deine MPU mit.
Wenn du das Gutachten in Auftrag gibst, musst du angeben, ob die Begutachtungsstelle beide Ausfertigungen an dich oder ein Exemplar direkt an die Behörde schicken soll. Hier solltest du immer ankreuzen, dass das Gutachten nur an dich gehen soll. Denn du kannst nicht wissen, wie dein Gutachten ausfallen wird.
Ein negatives MPU-Gutachten musst und solltest du der Behörde nicht vorlegen. Denn damit würdest du ihre Zweifel an deiner Fahreignung nur zusätzlich bestätigen.
Fazit zur Begutachtungsstelle für die MPU
Die Begutachtungsstelle für deine MPU kannst du frei auswählen. Ob du eine MPU-Stelle an deinem Wohnort oder am anderen Ende Deutschlands aussuchst, bleibt dir überlassen. Es muss sich lediglich um eine Begutachtungsstelle handeln, die amtlich zugelassen ist.
Der Ablauf der MPU und die fachlichen Bewertungskriterien sind in jeder Begutachtungsstelle gleich. Deshalb gibt es keine MPU-Stellen, bei denen die Fahreignungsprüfung leichter oder schwerer ist. Am Ende kommt es weniger auf die Stelle, sondern vor allem auf deine gute Vorbereitung an. Statt viel Zeit darauf zu verschwenden, nach der vermeintlich besten MPU-Stelle zu suchen, bist du besser beraten, wenn du die Zeit nutzt, um dich inhaltlich auf die Tests vorzubereiten.
