Eine medizinisch-psychologische Untersuchung, kurz MPU, begutachtet deine Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen im Straßenverkehr. Im Volksmund auch als Idiotentest bezeichnet, umfasst die Fahreignungsbegutachtung verschiedene Untersuchungen und Testverfahren, die körperliche, geistige und charakterliche Kriterien prüfen. Ist die Einschätzung positiv, bekommst du deinen Führerschein wieder.
Eine Geldbuße kann schon wehtun, ein Fahrverbot ist die meist noch wesentlich härtere Strafe. Noch schlimmer wird es aber, wenn die Behörde die Wiedererteilung der Fahrerlaubnis an ein positives MPU-Gutachten knüpft.
Trotzdem solltest du die Fahreignungsbegutachtung nicht als zusätzliche Strafe sehen. Denn das ist nicht der Sinn dahinter. Die MPU versteht sich als Möglichkeit, einerseits deinen Führerschein zurückzubekommen und andererseits die Ursachen für dein Fehlverhalten nachzuvollziehen. Es geht um die Verkehrssicherheit, für dich und alle anderen Verkehrsteilnehmer. Aber es geht auch darum, eine Verhaltensänderung zu erwirken, die dir in den verschiedensten Lebensbereichen zugutekommt.
Mögliche Gründe für die Anordnung einer Fahreignungsbegutachtung
Wenn die Behörde eine MPU anordnet, damit du deinen Führerschein wiederbekommst oder behalten kannst, gab es immer einen Vorfall. Dieser Vorfall hat Zweifel daran hervorgerufen, ob du geeignet und befähigt bist, ein Kraftfahrzeug im Straßenverkehr zu führen. Und die Begutachtung soll die Bedenken nun ausräumen.
Dabei gibt es verschiedene Gründe, die eine MPU nach sich ziehen können. Zu den häufigsten Untersuchungsanlässen zählen:
- Fahrten und Verkehrsdelikte unter Alkoholeinfluss
- Teilnahme am Straßenverkehr und Delikte im Zusammenhang mit Drogen, Medikamenten und anderen Rauschmitteln
- Straftaten oder auffälliges und aggressives Verhalten im Straßenverkehr
- 8 oder mehr Punkte im Flensburger Fahreignungsregister
- körperliche Erkrankungen oder geistige Beeinträchtigungen
Tatsächlich ist Alkohol die häufigste Ursache für eine MPU, an zweiter Stelle folgen Drogen.
Die rechtliche Grundlage für die Anordnung einer MPU ergibt sich aus dem Straßenverkehrsgesetz (StVG). In den Paragrafen 2 und 3 ist nämlich geregelt, wann eine Fahrerlaubnis erteilt und wann sie entzogen wird. Und § 2 Abs. 8 StVG bestimmt, dass die Behörde ein Gutachten einfordern kann, wenn sie Bedenken wegen der Fahreignung des Betroffenen hat.
Außerdem gibt es Fälle, in denen der Gesetzgeber eine Fahreignungsbegutachtung verpflichtend vorschreibt. Die dazugehörigen Regelungen sind ab § 11 der Fahrerlaubnisverordnung (FeV) für verschiedene Delikte definiert.
Die Auswahl der Begutachtungsstelle
Wenn du vor Ablauf deiner Sperrfrist den Führerschein beantragst, prüft die Behörde, ob die Voraussetzungen für eine Erteilung der Fahrerlaubnis erfüllt sind. Kommt sie zu dem Ergebnis, dass eine Fahreignungsbegutachtung erforderlich ist, fordert sie dich dazu auf, ein MPU-Gutachten vorzulegen.
Bei dieser Entscheidung handelt es sich um eine sogenannte Vorbereitungshandlung. Die eigentliche Entscheidung besteht nämlich darin, ob dein Führerscheinantrag bewilligt oder abgelehnt wird. Das Gutachten schafft die Grundlage für die Entscheidung, bereitet diese also vor. Deshalb kannst du auch keine Rechtsmittel nutzen, um gegen die Anordnung der MPU vorzugehen.
Denn letztlich bleibt es dir selbst überlassen, ob du dich der Fahreignungsbegutachtung stellst. Du bist nicht dazu verpflichtet. Nur wird dein Führerscheinantrag eben abgelehnt, wenn du das geforderte Gutachten nicht einreichst. Dagegen könntest du dann rechtlich vorgehen. Allerdings zeigt die Praxis, dass das nur selten Erfolg hat.
Dabei hast du freie Wahl zwischen allen akkreditierten MPU-Stellen. Ob du dich für eine Begutachtungsstelle in der Nähe deines Wohnortes entscheidest oder eine Stelle am anderen Ende von Deutschland aussuchst, bleibt dir überlassen. Wichtig ist nur, dass es sich um eine amtlich zugelassene Begutachtungsstelle handelt. Eine Übersicht mit allen akkreditierten MPU-Stellen bundesweit, sortiert nach Postleitzahlen und Trägern, findest du auf der Webseite der Bundesanstalt für Straßenwesen.
Der Termin für die Fahreignungsbegutachtung
Hast du dich für eine Begutachtungsstelle entschieden, informierst du die Behörde darüber. Sie schickt daraufhin deine Führerscheinakte an die von dir benannte MPU-Stelle. Außerdem formuliert die Behörde eine konkrete Eignungsfrage, die das Gutachten beantworten soll. So eine Frage kann zum Beispiel sein: „Ist zu erwarten, dass Herr/Frau Name erneut unter Alkoholeinfluss ein Kraftfahrzeug im Straßenverkehr führen wird?“
Sobald die MPU-Stelle deine Unterlagen hat, setzt sie sich mit dir in Verbindung. Das Schreiben enthält die Bestätigung, dass deine Akte eingegangen ist, und eine Zahlungsaufforderung über die Gebühr für die MPU. Du musst dann zunächst die Zahlung leisten. Erst danach teilt dir die MPU-Stelle den Termin für deine Fahreignungsbegutachtung mit.
Übrigens
Wenn du die MPU in Auftrag gibst, musst du angeben, an wen das Gutachten geschickt werden soll. Die Begutachtungsstelle fertigt nämlich zwei Ausführungen an und kann ein Exemplar direkt an die Behörde weiterleiten. Du solltest dir aber immer beide Ausfertigungen zuschicken lassen. Denn du kannst nicht wissen, wie das Ergebnis ausfallen wird. Und falls du nicht bestehst, sollte die Behörde nichts von dem negativen Gutachten erfahren. Denn das würde ihre Zweifel an deiner Fahreignung nur bestätigen.
Der Ablauf der Fahreignungsbegutachtung
Je nach Untersuchungsanlass sind die inhaltlichen Schwerpunkte bei der MPU verschieden. Musst du zur MPU, weil du mehrfach zu schnell unterwegs warst oder zu viele Punkte in Flensburg angesammelt hast, liegt der Fokus auf anderen Aspekten als bei einer MPU wegen Alkohol oder einer medizinischen Fragestellung. Aber der grundlegende Ablauf ist bei jeder MPU gleich. Denn die Fahreignungsbegutachtung ist nach einem festen Schema aufgebaut.
Die Anmeldung
Bist du in der Begutachtungsstelle eingetroffen, gehst du zur Anmeldung. Dort musst du dich ausweisen. Die Überprüfung deiner Identität ist notwendig, um sicherzustellen, dass du nicht irgendeinen Vertreter zur MPU geschickt hast.
Neben deinem Ausweis solltest du auch daran denken, alle anderen Unterlagen mitzunehmen. Das können zum Beispiel der Abschlussbericht vom Abstinenzprogramm, deine Aufzeichnungen zum kontrollierten Trinken oder Bescheinigungen von Therapiesitzungen, einem Vorbereitungskurs oder einem Fahreignungsseminar sein.
Auch ärztliche Atteste und die Beipackzettel von Medikamenten, die du regelmäßig einnimmst, solltest du dabei haben. Vergesse außerdem deine Lesebrille nicht, wenn du eine brauchst. Etwas Süßes oder ein kleiner Snack als Nervennahrung kann ebenfalls nicht schaden.
Sind die Formalitäten bei der Anmeldung erledigt, erklärt dir der Mitarbeiter den weiteren Ablauf. Neben dem Merkzettel mit den wichtigsten Infos zur MPU händigt er dir außerdem einen Fragebogen aus.
Das Ausfüllen der Fragebögen
Der MPU Fragebogen besteht aus mehreren Seiten. Den Anfang machen Angaben zu dir als Person und deinen persönlichen Verhältnissen. Danach folgen medizinische Fragen, beispielsweise zu Vorerkrankungen, aktuellen Beschwerden und deiner Medikamenteneinnahme.
Außerdem enthält das Formular Fragen zum Führerschein und zum Delikt. Dazu kommen Fragen, die sich spezifisch auf den Untersuchungsanlass beziehen. Bei einer MPU wegen Alkohol geht es zum Beispiel um deine Trinkgewohnheiten.
Den Fragebogen solltest du vollständig und wahrheitsgemäß ausfüllen. Denn deine Angaben strukturieren die weiteren Untersuchungen. Sowohl der Arzt als auch der Psychologe verwenden den Fragebogen als Grundlage für ihre Untersuchungen. Und es wäre denkbar ungünstig, wenn sich später größere Widersprüche zeigen.
Die medizinische Untersuchung
Im medizinischen Abschnitt der Fahreignungsbegutachtung findet eine kurze Untersuchung statt. Der Arzt verschafft sich einen Eindruck von deinem gesundheitlichen Zustand und deiner körperlichen Verfassung. Dazu überprüft er unter anderem deine Herz- und Lungenfunktion, testet deine Beweglichkeit und kontrolliert deine Reflexe.
Um einen Eindruck von deiner Koordination zu gewinnen, bittet er dich darum, auf einem Bein zu stehen, gerade auf einer Linie zu gehen oder mit dem Finger die Spitze deiner Nase zu berühren. Unterm Strich ist die Untersuchung ein Routinecheck, wie du ihn sicher vom Hausarzt kennst.
Im anschließenden Gespräch befragt dich der Arzt zu Vorerkrankungen und akuten Beschwerden. Daneben erkundigt er sich danach, ob und welche Medikamente du regelmäßig einnimmst. Je nach Untersuchungsanlass geht der Arzt auch darauf ein. Bei Alkohol oder Drogen zum Beispiel sind Fragen zu deinem Konsumverhalten wichtig, um mögliche Folgeschäden beurteilen zu können. Bei einer MPU wegen Alkohol oder Drogen gibst du dann noch eine Blut- oder Urinprobe ab.
Der Leistungstest
Beim Leistungstest stehen Aspekte wie Reaktion, Wahrnehmung, Konzentration und Belastbarkeit auf dem Prüfstand. Insgesamt geht es um Fähigkeiten, die du als Verkehrsteilnehmer brauchst. Die Testverfahren stellt die Begutachtungsstelle dabei abgestimmt auf den Untersuchungsanlass individuell für dich zusammen.
Ein Standardverfahren ist der Reaktionstest. Hier leuchten Farbfelder auf, während gleichzeitig Töne abgespielt werden. Je nach Farb- und Tonsignal musst du dann eine Taste, ein Pedal oder beides drücken. Andere Testverfahren sind der Linienverfolgungstest, bei dem du den Verlauf von Linien erkennen musst, oder der Figurenvergleichstest, bei dem du grafische Symbole abgleichst. Beim Verkehrssituationstest wiederum musst du Fotos mit Verkehrsszenen erfassen und wiedergeben, was du darauf gesehen hast.
Alle Verfahren vom Leistungstest finden computergestützt statt. Und obwohl die Aufgaben als solche nicht besonders schwer sind, soll dich der Test durchaus an deine Leistungsgrenzen bringen. Denn es geht darum, die typischen Stressfaktoren und Eindrücke zu simulieren, mit denen du auch im Straßenverkehr zurechtkommen musst.
Trotzdem musst du keine Angst haben. Niemand erwartet, dass du 100 Prozent schaffst. Ganz im Gegenteil sind die Anforderungen ziemlich niedrig angesetzt. Dass jemand wegen des Leistungstests bei der MPU durchfällt, kommt deshalb nur äußerst selten vor.
Die psychologische Untersuchung
Der längste und zugleich wichtigste Abschnitt der MPU ist die psychologische Untersuchung. Das etwa einstündige Gespräch mit dem Psychologen geht auf der persönlichen Ebene ins Detail. Denn der Gutachter befragt dich nicht nur zu deinen Gewohnheiten als Autofahrer oder zu den Geschehnissen am Tattag. Vielmehr bespricht er ausführlich die Ursachen, Hintergründe und Zusammenhänge des Delikts mit dir.
Wurdest du zum Beispiel bei einer Trunkenheitsfahrt erwischt, interessiert den Gutachter nur bedingt, warum du an diesem Tag betrunken gefahren bist. Ihm geht es eher darum, wieso du überhaupt Alkohol getrunken hast und warum du irgendwann nicht mehr zwischen Autofahren und Alkohol trennen konntest.
Bezogen auf die Vergangenheit möchte der Gutachter wissen, ob du Einsicht zeigst und selbstkritisch erkannt hast, wie dein Fehlverhalten entstanden ist und sich weiterentwickelt hat. Mit Blick auf die Gegenwart und die Zukunft will der Gutachter sehen, dass du deine Grundhaltung geändert hast. Er erwartet, dass du über die Strategien verfügst, die im Alltag funktionieren und dich vor einem Rückfall in alte Muster bewahren.
Es ist sehr wichtig, dass du dich ernsthaft mit der Thematik befasst hast. Es reicht nicht, dass du nur Besserung gelobst. Denn um den Führerschein wiederzubekommen, würde vermutlich jeder versprechen, sich künftig an die Regeln zu halten. Der Gutachter muss dir abnehmen, dass du deine guten Vorsätze tatsächlich umsetzen und beibehalten wirst.
Außerdem solltest du dich unbedingt kooperativ zeigen. Versuche nicht, dem Gutachter etwas vorzuspielen und verkneife dir Anmerkungen über den Sinn der MPU. Anderen die Schuld für deinen Fehltritt zu geben, ist ebenfalls eine schlechte Idee. Für eine positive Einschätzung musst du überzeugend vermitteln, dass du dein Fehlverhalten verstanden und abgestellt hast.
Die Vorbereitung auf die Fahreignungsbegutachtung
Welche Maßnahmen bei der Vorbereitung auf die MPU notwendig sind, hängt vom Untersuchungsanlass ab. Bei einer MPU wegen Drogen brauchst du in aller Regel Abstinenznachweise, die deinen Verzicht in den vergangenen sechs oder zwölf Monaten dokumentieren. Im Fall von Alkohol kann das kontrollierte Trinken eventuell eine Alternative sein. Eine Verhaltenstherapie, ein Gruppenkurs oder ein Fahreignungsseminar können ebenfalls dazu beitragen, deine Kraftfahreignung wiederherzustellen.
Entscheidend ist aber vor allem, dass du dich ernsthaft und selbstkritisch mit der Thematik auseinandersetzt. Es geht darum, die Ursachen zu erkennen und die Entwicklung nachzuvollziehen. Hast du Alkohol getrunken oder Drogen genommen, weil du so Schwächen überspielen wolltest? Bist du gerast, weil du beruflich unter Dauerstress gestanden hast?
Bei der Fahreignungsbegutachtung geht es um dich ganz persönlich. Deshalb nutzt es dir wenig, dir allgemeingültige Antworten zurechtzulegen. Pauschale Aussagen wird dir der Gutachter nicht abkaufen. Zumal er ohnehin das Gesamtbild sieht, das du hinterlässt. Wichtig ist deshalb tatsächlich, dass du von dir ganz persönlich und deiner individuellen Geschichte ausgehst.
Nach der MPU
Zusammen mit den Wartezeiten zwischen den einzelnen Abschnitten dauert die MPU ungefähr drei Stunden. Am Ende des Gesprächs wird dir der Gutachter oft eine erste Einschätzung nennen. Etwa zwei Wochen später sollte das endgültige Ergebnis samt Gutachten dann in deinem Briefkasten liegen.
Hast du die MPU bestanden, leitest du das Gutachten an die Behörde weiter. Die Erteilung deiner Fahrerlaubnis sollte dann nur noch eine Formsache sein. Eventuell bewertet der Gutachter deine Fahreignung aber auch bedingt positiv. In diesem Fall musst du eine bestimmte Maßnahme, meist eine Nachschulung, absolvieren. Danach bekommst du deinen Führerschein wieder.
Lief die Fahreignungsbegutachtung hingegen nicht gut, solltest du das Gutachten genau lesen. Darin erklärt der Gutachter nämlich ausführlich, welche Bedenken er hat und was er empfiehlt. Du musst dich der Begutachtung dann zwar ein weiteres Mal stellen. Aber du weißt zumindest, woran es gehapert hat und wo du ansetzen musst.
Fazit zur Fahreignungsbegutachtung
Die MPU soll ermitteln, ob du in körperlicher, geistiger und charakterlicher Hinsicht geeignet bist, Fahrzeuge im Straßenverkehr zu führen. Dazu setzt sich die Begutachtung aus mehreren Untersuchungen und Tests zusammen. Für dich ist wichtig, dass du dich gut auf die MPU vorbereitest. Denn für ein positives Ergebnis muss es dir gelingen, sämtliche Zweifel und Bedenken wegen deiner Fahreignung auszuräumen.