Eine MPU überprüft deine körperliche, geistige und charakterliche Fahreignung. Um deine Eignung zum Führen eines Kraftfahrzeugs zu beurteilen, wenden die Gutachter in den MPU-Stellen verbindliche Kriterien an. Diese Richtlinien stellen sicher, dass alle Teilnehmer einheitlich bewertet, gerecht begutachtet und gleich behandelt werden. Gleichzeitig tragen die Kriterien zur allgemeinen Verkehrssicherheit bei. Denn sie werden regelmäßig überarbeitet und an die Entwicklungen im Straßenverkehr, an gesetzliche Neuregelungen, aber auch an die Erkenntnisse aus Forschung und Wissenschaft angepasst.
Jede MPU setzt sich aus drei Abschnitten zusammen. Diese sind eine medizinische Untersuchung, ein computergestützter Leistungstest und ein psychologisches Gespräch. Auf diese Weise kann umfassend ermittelt werden, ob deine Fahreignung in vollem Umfang besteht oder ob es körperliche oder psychische Einschränkungen gibt.
Die Einschätzung deiner Eignung als Verkehrsteilnehmer nehmen die Gutachter aber nicht aus ihrem subjektiven Empfinden heraus vor. Stattdessen gibt es verbindliche Beurteilungskriterien, die bei der MPU angewendet werden.
Der Hintergrund der Beurteilungskriterien bei der MPU
Schon seit 1973 gibt das Bundesverkehrsministerium die sogenannten Begutachtungsleitlinien zur Kraftfahreignung heraus. Sie dienen als Grundlage und Orientierungshilfe für die fachliche Beurteilung der Eignung, Kraftfahrzeuge zu führen.
Eine größere Überarbeitung erfolgte im Jahr 2000. Im Vorjahr war in Deutschland die Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) in Kraft getreten, durch die die zweite EU-Richtlinie über den Führerschein in nationales Recht umgesetzt wird. In dieser überarbeiteten Auflage der Begutachtungsleitlinien wurden die beiden vorhergehenden, separaten Gutachten „Krankheit und Kraftverkehr“ und „Psychologisches Gutachten Kraftfahreignung“ miteinander verbunden.
Neue Erkenntnisse bei der Eignungsbegutachtung, Fortschritte im Wissen über das Risiko von Verkehrsunfällen bei bestimmten Krankheiten und Weiterentwicklungen bei den Therapiemöglichkeiten machen es notwendig, die Beurteilungskriterien regelmäßig zu überarbeiten. Dafür ist im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums die Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) zuständig.
In den vergangenen Jahren wurden dann regelmäßig Änderungen vorgenommen und überarbeitete Fassungen der Richtlinien herausgegeben. Die aktuelle Version der Beurteilungskriterien für die MPU trat am 1. Juni 2022 in Kraft.
Weil die Leitlinien zur Begutachtung der Fahreignung in der Fahrerlaubnis-Verordnung verankert sind, und zwar konkret als Anlage 4a FeV, haben sie normativen Charakter. Die Änderungen werden nicht sofort nach der Veröffentlichung im Verkehrsblatt wirksam, sondern werden erst gültig, wenn die dazugehörige Änderung der Fahrerlaubnis-Verordnung in Kraft tritt.
Die Beurteilungskriterien sind bei der MPU verbindlich
Die Richtlinien zur Begutachtung sind verbindlich und schaffen die Grundlage, wenn im Zuge der medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) deine Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen im Straßenverkehr beurteilt wird. Wenden die Ärzte und Psychologen die Kriterien an, sind keine weiteren, ausdrücklichen Begründungen notwendig.
Allerdings haben die Gutachter einen gewissen Ermessensspielraum. Außerdem können sie im Einzelfall die Eignung fachlich auch anders beurteilen. Dann müssen sie aber detailliert ausführen, warum sie von den Begutachtungsleitlinien abgewichen sind. Gleiches gilt, wenn sich dein MPU-Verfahren über einen längeren Zeitraum erstreckt und zu Beginn Leitlinien angewendet wurden, die beibehalten werden sollen, sich zwischenzeitlich aber geändert haben.
Die Qualitätssicherung in den MPU-Stellen
Wenn die Behörde eine MPU angeordnet hat, fordert sie dich durch die Anordnung dazu auf, ein Gutachten vorzulegen. Ein positives MPU-Gutachten bestätigt deine Fahreignung und ist damit die Voraussetzung dafür, dass dein Antrag auf Wiedererteilung der Fahrerlaubnis bewilligt wird.
Wo du die MPU machst, bleibt aber immer deiner Entscheidung überlassen. Denn weil du das Gutachten in Auftrag gibst und bezahlst, kannst du dir auch die Begutachtungsstelle aussuchen. Es muss sich lediglich um eine amtlich zugelassene MPU-Stelle handeln.
Auch die Begutachtungsstellen für Fahreignung müssen Kriterien erfüllen, damit sie die MPU durchführen dürfen. So brauchen sie zunächst einmal die amtliche Anerkennung durch die zuständige Landesbehörde. Die Zulassung wird erteilt, wenn die MPU-Stelle ein hohes Qualitätsniveau sicherstellt. Ob das der Fall ist, überprüft die BASt regelmäßig. Im Zuge der fachlichen Begutachtung müssen vor allem folgende Kriterien erfüllt sein:
- Bei der MPU werden die einheitlichen und verbindlichen Beurteilungskriterien angewendet.
- Die MPU-Stelle erfüllt sowohl von den Räumlichkeiten als auch der sachlichen und technischen Ausstattung her die Anforderungen.
- Für die MPU werden nur Gutachter mit einer fundierten Ausbildung eingesetzt.
- Die Gutachter nehmen regelmäßig an Fort- und Weiterbildungen teil.
- Die erstellten Gutachten sind schlüssig und nachvollziehbar. Dazu werden die Gutachten stichprobenartig kontrolliert.
Außerdem müssen die Träger der Begutachtungsstellen für jedes Jahr eine Statistik erstellen, in der aufgeführt ist, wie viele medizinisch-psychologische Untersuchungen sie durchgeführt haben, aus welchem Anlass die Begutachtungen erfolgten und mit welchen Ergebnissen sie endeten. Eine Datenbank mit allen in Deutschland zugelassenen MPU-Stellen findest du auf der Webseite der BASt.
Die Richtlinien für die Vorbereitung auf die MPU
Für eine erfolgreiche Teilnahme an der MPU ist eine gute Vorbereitung unverzichtbar. Oft macht es dabei Sinn, dass du eine verkehrspsychologische Beratung in Anspruch nimmst, bevor du mit der eigentlichen Vorbereitung beginnst.
Wenn du zum Beispiel wegen Alkohol zur MPU musst, ist es mitunter nicht ganz einfach, zu beurteilen, ob ein kontrolliertes Trinken bei dir ausreicht oder ob der Gutachter Abstinenznachweise erwarten wird. Und mit Blick auf eine Abstinenz stellt sich die Frage, ob sechs Monate genügen oder du besser zwölf Monate belegen solltest. Auch bei einer MPU wegen Drogen steht im Raum, ob ein sechs- oder zwölfmonatiges Abstinenzprogramm notwendig ist.
Ein erfahrener Berater kann einschätzen, worauf es bei deiner MPU ankommen wird. Er kann dir Tipps und Hinweise geben und dir Maßnahmen nennen, die sich für deine Vorbereitung eignen. Für die MPU Vorbereitung gibt es dann mehrere Möglichkeiten.
Je nach Untersuchungsanlass, deiner Vorgeschichte und deiner Persönlichkeit ist vielleicht eine psychologische Therapie, ein Vorbereitungskurs in der Gruppe oder ein Fahreignungsseminar der richtige Weg für dich. Genauso kann sein, dass es dir am meisten bringt, wenn du dich für eine Vorbereitung entscheidest, bei der du in Eigenregie online für den MPU-Test üben kannst.
Die Kriterien für einen seriösen Anbieter
In den meisten Fällen startet die Recherche nach Informationen zur MPU, einer Beratung und Vorbereitungsmöglichkeiten im Internet. Hier ist das Angebot sehr groß. Doch leider gibt es auch zahlreiche unseriöse Anbieter, die mit vollmundigen Versprechen Sicherheit vorgaukeln. Am Ende hast du aber mitunter viel Geld für nichts bezahlt.
Gut und wichtig ist deshalb, dass die BASt nun auch Kriterien definiert hat, die bei der Einschätzung helfen, ob du es mit einem seriösen und kompetenten Anbieter zu tun hast. Demnach solltest du darauf achten, dass der jeweilige Anbieter
- nicht mit Garantien wie „Geld zurück bei Nichtbestehen“ oder „100 Prozent Erfolg“ wirbt. Kein seriöser Anbieter wird dir zusagen, dass du auf jeden Fall erfolgreich an einer MPU teilnimmst.
- transparent über die Leistungen und die Kosten aufklärt und faire Zahlungsbedingungen bietet.
- dich nicht dazu drängt, einen Vertrag abzuschließen.
- dir keine Antworten vorgibt oder Geschichten in den Mund legt, mit denen du den Gutachter angeblich auf jeden Fall überzeugst.
Bei einer MPU Beratung kommt dazu, dass sich der Anbieter vertraulich und objektiv über die Geschehnisse informiert. Er erkundigt sich nach dem Delikt und schaut sich die Unterlagen dazu an. Ideal ist, wenn der Berater Verkehrspsychologe ist, sich regelmäßig weiterbildet und die aktuellen Beurteilungskriterien kennt, die die Gutachter bei der MPU anwenden.
Ein gutes Zeichen ist außerdem, wenn der Anbieter schriftliche Vereinbarungen über die Leistungen, die Dauer der Maßnahme und die Kosten trifft. Am Ende solltest du das Ergebnis der Beratung oder eine Bescheinigung für die Vorbereitungsmaßnahme bekommen, die du dann auch bei der MPU vorlegen kannst.
Die MPU Vorbereitung mit Blick auf die Beurteilungskriterien
Sowohl bei der MPU als auch bei der Vorbereitung darauf geht es darum, dass du deine Einstellung und deine Verhaltensweisen als Verkehrsteilnehmer veränderst. Dabei versteht sich die MPU nicht als Strafe. Sie soll dich vielmehr dazu motivieren, dich selbstkritisch und intensiv mit den Ursachen, Beweggründen und Zusammenhängen für dein Vergehen auseinanderzusetzen.
Wenn du erkannt hast, wie es zu deinem Fehlverhalten gekommen ist, kannst du daraus lernen und entsprechende Veränderungen einleiten. Diese Veränderungen kommen dir dann nicht nur mit Blick auf den Führerschein, sondern in vielen Lebensbereichen zugute. Wurdest du zum Beispiel bei einer Trunkenheitsfahrt erwischt und zeigt die Aufarbeitung, dass du getrunken hast, um so dem beruflichen und privaten Leistungsdruck zu entfliehen, kannst du hier ansetzen.
Die wesentlichen Punkte bei der Vorbereitung
Um die notwendigen Veränderungen erfolgreich und langfristig zu erzielen und damit auch deine Fahreignung wiederherzustellen, ist eine systematische Vorgehensweise wichtig. Diese sollte folgende Aspekte enthalten:
- Wissen aneignen: Zunächst solltest du dich darüber informieren, wie genau eine MPU abläuft. Außerdem solltest du in Erfahrung bringen, ob du Nachweise brauchst und wenn ja, welche.
- Delikt analysieren: Bei der Deliktanalyse geht es zum einen darum, dass du dir in Erinnerung rufst, was am Tattag geschehen ist. Zum anderen gilt es, die Entstehung aufzuarbeiten und zu überlegen, welche tieferen Ursachen deinem Verhalten zugrunde liegen.
- Maßnahmen definieren: Hast du die Motive und Zusammenhänge deines Fehlverhaltens erkannt, solltest du Maßnahmen ableiten, die dir dabei helfen, deine bisherigen Verhaltensweisen aufzubrechen und die Problematik zu beheben.
- Motivation stärken: Für eine langfristige Verhaltensänderung brauchst du Aussichten und Ziele, die dich motivieren. Überlege dir, welche Vorteile es für dich hat, wenn du dein Verhalten änderst. Was ist jetzt besser? Welche negativen Folgen hätte es, wenn du wieder in alte Muster verfällst?
- Rückfälle vermeiden: Eine positive Prognose setzt voraus, dass du die Risikofaktoren für einen Rückfall kennst und Strategien hast, um ihnen effektiv zu begegnen.
Entscheidend für eine gute Vorbereitung und ein positives MPU-Gutachten sind Selbstreflexion und der eigene, innere Antrieb, etwas zu ändern. Oft ist Teilnehmern gar nicht bewusst, dass sie problematische Denkweisen und Verhaltensmuster entwickelt haben, die sich immer stärker verfestigen konnten. Das Ziel muss sein, diesen Kreis zu durchbrechen.
Fazit zu den Beurteilungskriterien bei der MPU
Ein Katalog mit einheitlichen und verbindlichen Beurteilungskriterien sorgt dafür, dass alle Teilnehmer bei der MPU nach den gleichen Maßstäben begutachtet werden. Die Richtlinien definieren, welche Anforderungen erfüllt sein müssen, damit die Eignung zur Teilnahme am Straßenverkehr festgestellt werden kann.
Gleichzeitig geben die Leitlinien vor, welchen Bedingungen und Qualitätsmerkmalen die Begutachtungsstellen bei der Fahreignungsdiagnostik und den medizinisch-psychologischen Gutachten gerecht werden müssen. Auf diese Weise ist eine objektive Begutachtung mit Gleichbehandlung aller Teilnehmer und unabhängig vom Untersuchungsanlass sichergestellt.