Die ärztliche Untersuchung im Rahmen der medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) ist ein wichtiger Abschnitt auf dem Weg zurück zum Führerschein. Denn der medizinische Teil begutachtet deine Fahreignung aus medizinischer Sicht. Seine Aufgabe ist, festzustellen, ob es gesundheitliche Beeinträchtigungen gibt, die deine Fahreignung einschränken. Dazu führt der Arzt verschiedene Untersuchungen durch.
Die MPU hat die Aufgabe, deine Fahreignung zu begutachten. Dabei geht es zum einen darum, ob du geeignet bist, Kraftfahrzeuge sicher und verantwortungsbewusst im Straßenverkehr zu führen. Zum anderen soll das Gutachten eine Verhaltensprognose für die Zukunft abgeben und in diesem Zuge das Risiko einschätzen, dass du in alte Muster verfällst und sich ähnliche Verkehrsdelikte wiederholen.
Für eine umfassende Beurteilung deiner Fahreignung kommen mehrere Aspekte zusammen. Aus diesem Grund gliedert sich die MPU in drei Abschnitte. Im computergestützten Reaktions- und Leistungstest geht es um Faktoren wie Reaktion und Konzentration, Wahrnehmung, Orientierung und Belastbarkeit. Die psychologische Untersuchung befasst sich mit deiner charakterlichen Eignung.
Als dritten Abschnitt gibt es eine ärztliche Untersuchung, die sich mit deinen körperlichen und gesundheitlichen Voraussetzungen befasst. Wie der medizinische Teil der MPU genau abläuft und was du sonst noch dazu wissen solltest, erfährst du in diesem Beitrag!
Was ist mit Blick auf die ärztliche Untersuchung bei der MPU wichtig?
Auf die Fragen des Gutachters beim psychologischen Gespräch solltest du dich auf jeden Fall gut vorbereiten. Denn ohne eine gezielte Vorbereitung wird es kaum möglich sein, ihn davon zu überzeugen, dass deine Fahreignung wiederhergestellt ist.
Allerdings geht es bei der Vorbereitung nicht darum, dir typische Fragen anzuschauen und Antworten auswendig zu lernen. Entscheidend ist vielmehr, dass du dich mit dem Vorfall und seinen Ursachen befasst. Denn nur wenn du verstanden hast, wie dein Fehlverhalten zustande gekommen ist und sich im Laufe der Zeit entwickelt hat, kannst du stabil und langfristig etwas daran ändern.
Auch für den Reaktions- und Leistungstest kannst du üben. Es genügt zwar, wenn du dir die gängigen Testverfahren anschaust. Denn der Computertest ist in aller Regel gut zu bewältigen. Aber es kann natürlich nicht schaden, wenn du weißt, was auf dich zukommt.
Auf den medizinischen Teil der MPU kannst du dich nur sehr begrenzt vorbereiten. Schließlich ist deine körperliche und gesundheitliche Verfassung eben so, wie sie ist. Großartig etwas daran ändern, kannst du nicht.
Trotzdem solltest du ein paar Vorkehrungen treffen. Absolvierst du die MPU wegen Alkohol oder Drogen, musst du meist im Vorfeld an einem Abstinenzprogramm teilnehmen. Den Abschlussbericht davon musst du bei der MPU vorlegen.
Außerdem solltest du immer alle medizinischen Unterlagen zusammenstellen, die für die Bewertung deiner Fahreignung relevant sein könnten. Dazu können zum Beispiel gehören:
- Medikationsplan und die Beipackzettel von den Medikamenten, die du regelmäßig einnimmst
- Befunde und Atteste
- Therapiepläne und Behandlungsberichte
- ärztliche Gutachten
Solche Unterlagen helfen dem Arzt zum einen, sich einen Überblick über deinen Gesundheitszustand und deine Krankengeschichte zu verschaffen. Zum anderen können sie Missverständnissen vorbeugen und erklären, warum deine Werte eventuell von der Norm abweichen.
Wie läuft der medizinische Teil der MPU ab?
Der genaue Ablauf der ärztlichen Untersuchung kann etwas variieren. Es gibt zwar verbindliche und einheitliche Richtlinien für die Bewertung der Fahreignung. Aber der Umfang der Untersuchungen orientiert sich immer am Grund für die MPU und den Anforderungen, die sich aus der Eignungsfrage der Behörde für dein Gutachten ergeben. Grundsätzlich gestaltet sich der medizinische Teil der MPU jedoch wie folgt:
Anamnese
Der medizinische Teil der MPU beginnt mit einer ausführlichen Anamnese, also einer Übersicht über deine Krankengeschichte. Dazu befragt dich der Arzt zu früheren Erkrankungen und aktuellen Beschwerden.
Er erkundigt sich nach Verletzungen und Operationen, die du hattest. Berichte von Fachärzten, die Diagnosen, medizinische Behandlungen und Therapien dokumentieren, interessieren ihn ebenfalls. Außerdem möchte er wissen, ob und welche Medikamente du regelmäßig einnimmst, ob du Allergien hast, es andere medizinische Probleme gibt und wie es dir gesundheitlich generell geht.
Verschweigst du Informationen oder sagst absichtlich nicht die Wahrheit und passen die Befunde später nicht zusammen, riskierst du ein negatives Gutachten.
Körperliche Untersuchung
An das Gespräch mit dem Arzt schließt sich eine körperliche Untersuchung an. Auch sie zielt darauf ab, sich einen Überblick über deinen allgemeinen Gesundheitszustand und deine körperliche Verfassung zu verschaffen.
Im Rahmen der Untersuchung ermittelt der Arzt zum Beispiel deine Körpergröße und dein Gewicht, misst deinen Blutdruck und überprüft deine Herz- und Lungenfunktion. Außerdem testet er deine Reflexe, deine Muskelkraft und deine Beweglichkeit.
Abgestimmt auf deinen Einzelfall können weitere Untersuchungen wie beispielsweise ein Seh- oder Hörtest den Routinecheck ergänzen. Für einen Test deiner Koordination wiederum kann dich der Arzt darum bitten, auf einem Bein zu stehen, eine gerade Linie entlangzulaufen oder mit deinem Finger die Spitze deiner Nase zu berühren.
Laboruntersuchungen
Je nach Untersuchungsanlass schließt der medizinische Teil der MPU auch Laboruntersuchungen ein. Dafür entnimmt dir der Arzt eine Blutprobe oder du gibst eine Urinprobe ab. Die Laborergebnisse können zum einen feststellen, ob bestimmte Erkrankungen wie beispielsweise Beeinträchtigungen der Leber vorliegen. Zum anderen zeigt die Auswertung der Proben, ob du Alkohol, Drogen oder andere Substanzen konsumiert hast.
Bei einer MPU wegen Alkohol oder Drogen belegst du zwar durch deine Abstinenznachweise, dass du den Konsum eingestellt hast. Allerdings dokumentieren die Belege deinen Verzicht in den zurückliegenden Monaten. Und zwischen dem letzten Kontrolltermin und der MPU können mehrere Wochen vergangen sein. Im Rahmen der MPU wird deshalb noch einmal überprüft, ob du nach wie vor abstinent bist.
Psychologische Aspekte
Der medizinische Teil der MPU zielt zwar in erster Linie auf deine körperliche Gesundheit ab und das psychologische Gespräch bildet einen eigenständigen Abschnitt. Trotzdem kann dich der Arzt zu deiner psychischen Verfassung befragen oder eine Einschätzung deiner psychischen Stabilität vornehmen.
Das ist oft der Fall, wenn du mit einer schweren und belastenden Erkrankung zu kämpfen hattest oder eine Suchterkrankung vorlag. Die Fragen sollen dann ermitteln, ob es psychologische Einflüsse gibt, die sich auf deine Fahreignung auswirken.
Abschließende Bewertung
Hat der Arzt alle Untersuchungen durchgeführt, beurteilt er deine Fahreignung aus medizinischer Sicht. Im Kern geht es dabei um die Frage, ob deine Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen im Straßenverkehr aus gesundheitlichen Gründen oder wegen körperlicher Ursachen eingeschränkt ist.
In das endgültige Ergebnis der Beurteilung fließen natürlich auch noch die Ergebnisse der Labortests ein. Wie dein MPU-Gutachten insgesamt ausfällt, hängt dann von dem Gesamtbild ab, das im Zusammenspiel aus dem medizinischen Teil, dem Reaktionstest und der psychologischen Untersuchung entsteht.
Wie lange dauert der medizinische Teil der MPU?
Die Dauer des medizinischen Teils der MPU richtet sich nach dem Untersuchungsanlass und dem daraus resultierenden Umfang der durchgeführten Untersuchungen. Bei einer MPU wegen Punkten zum Beispiel ist die ärztliche Untersuchung recht schnell erledigt. Denn gesundheitliche Beeinträchtigungen sind dabei kein zentrales Thema.
Im Unterschied dazu wird der medizinische Teil umfangreicher, wenn du die MPU wegen Alkohol oder Drogen absolvierst oder die Eignungsfrage der Behörde eine medizinische Fragestellung enthält. In diesem Fall können nämlich gesundheitliche Beeinträchtigungen oder Folgeschäden deines Konsums Auswirkungen auf deine Fahreignung haben.
Wie viel Zeit der medizinische Teil in Anspruch nimmt, hängt von mehreren Faktoren ab:
- Die Befragung des Arztes zu deiner medizinischen Vorgeschichte kann kürzer oder länger dauern. Bist du gesund und hängt der Anlass deiner MPU nicht mit gesundheitlichen Aspekten zusammen, wird das Gespräch schnell abgehakt sein. Hast du hingegen eine umfangreichere Krankenakte oder kann deine Fahreignung von medizinischen Faktoren beeinflusst sein, wird der Arzt mehr Fragen stellen.
- Die körperliche Untersuchung richtet sich danach, welche Fragen zum Gesundheitszustand geklärt werden müssen. Ein allgemeiner Routinecheck dauert nicht lange. Stehen spezifische Untersuchungen an, die gezielt auf Symptome oder Folgeschäden eingehen, beansprucht die Untersuchung mehr Zeit.
- Gibst du eine Blut- oder Urinprobe ab, verlängert sich die ärztliche Untersuchung um ein paar Minuten. Auf die Ergebnisse der Laboruntersuchung musst du vor Ort aber nicht warten. Sie stehen später im Gutachten.
Ist es möglich, wegen der ärztlichen Untersuchung bei der MPU durchzufallen?
Tatsächlich kann der medizinische Teil der MPU dazu führen, dass du die MPU nicht bestehst. Kommt der Arzt zu dem Ergebnis, dass gesundheitliche Einschränkungen deiner Eignung, Kraftfahrzeuge sicher im Straßenverkehr zu führen, entgegenstehen, kann seine Beurteilung nicht positiv ausfallen. Dabei sind verschiedene Gründe denkbar:
Gesundheitliche Beeinträchtigungen
Schwerwiegende gesundheitliche Beeinträchtigungen können eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr gefährden. Dabei kann es sich zum Beispiel um massive Einschränkungen des Sehvermögens, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder neurologische Störungen handeln. Demenz und Alzheimer, Epilepsie oder Diabetes sind Beispiele für Krankheitsbilder, die zu einer negativen Beurteilung der Fahreignung führen können.
Bei seiner Bewertung legt der Arzt seine Befunde und Erkenntnisse zugrunde. Gleichzeitig stützt er sich auf die festgelegten Richtlinien zur Beurteilung der Fahreignung. Denn sie geben verbindlich vor, welche Anforderungen erfüllt sein müssen, um zu einem positiven Ergebnis zu kommen.
Einnahme von Medikamenten
Zu einer negativen Einschätzung kann es auch dann kommen, wenn du aufgrund von bestehenden Erkrankungen regelmäßig bestimmte Medikamente einnehmen musst. Denn einige Arzneimittel wirken sich direkt oder als Nebenwirkung auf die Wahrnehmung, das Reaktionsvermögen, die Aufmerksamkeit oder generell das Leistungsvermögen aus.
Alkohol- oder Drogenproblematik
Eine Suchterkrankung ist nicht nur im akuten Stadium problematisch. Dass du dich und andere gefährdest, wenn du dich betrunken, zugedröhnt oder berauscht hinters Steuer setzt, ist klar. Im Vorfeld der MPU wirst du aber in aller Regel ein Abstinenzprogramm durchlaufen oder das Konzept des kontrollierten Trinkens in deinem Alltag verankert haben. Die Problematik solltest du insofern mittlerweile im Griff haben.
Allerdings kann ein regelmäßiger und intensiver Konsum über einen längeren Zeitraum Folgeschäden verursachen. So ist zum Beispiel möglich, dass Organe wie die Leber nur eingeschränkt funktionieren. Genauso kann dein Reaktionsvermögen oder deine geistige Leistungsfähigkeit herabgesetzt sein. Stellt der Arzt fest, dass deine Fahreignung infolge einer Suchtproblematik aus medizinischer Sicht zu sehr beeinflusst ist, wird er negativ bewerten.
Fazit zum medizinischen Teil der MPU
Um deine Fahreignung umfassend und aus allen relevanten Blickwinkeln begutachten zu können, gliedert sich jede MPU in einen medizinischen Teil, einen computergestützten Leistungstest und eine psychologische Untersuchung. Die ärztliche Untersuchung hat die Aufgabe, deinen Gesundheitszustand und deine körperliche Verfassung im Allgemeinen zu überprüfen.
Durch ein ausführliches Gespräch, körperliche Untersuchungen und eventuell Labortests trägt der Arzt die Informationen und Befunde zusammen, die er braucht, um deine Fahreignung aus medizinischer Sicht einschätzen zu können. Ergeben sich keine nennenswerten Beeinträchtigungen, gibt es aus ärztlicher Sicht grünes Licht für die Erteilung einer Fahrerlaubnis. Du kannst zu einem positiven Ergebnis beitragen, indem du alle notwendigen Daten und hilfreichen Angaben offen, ehrlich und möglichst vollständig bereitstellst.