Ein negatives MPU-Gutachten ist zwar ärgerlich, aber keine Seltenheit. Die MPU gilt als anspruchsvolle Prüfung und es kommt durchaus vor, dass Betroffene mehrere Anläufe brauchen. Wichtig nach einem Misserfolg ist vor allem, dass du den Kopf nicht in den Sand steckst, sondern aus deinen Fehlern lernst. Wenn du die Untersuchung sorgfältig analysierst, findest du heraus, in welchen Punkten du nacharbeiten musst.
Der Schock sitzt oft tief, wenn du wieder bei der medizinisch-psychologischen Untersuchung (MPU) durchgefallen bist. Schließlich hast du vermutlich viel Zeit und Arbeit in die Vorbereitung investiert. Dazu kommen die hohen Kosten, die der sogenannte Idiotentest mit sich bringt. Außerdem kann eine negative MPU am Selbstbewusstsein nagen.
Bist du beruflich oder privat auf den Führerschein angewiesen, hast ihn aber wegen eines Fehltritts verloren, möchtest du die Fahrerlaubnis natürlich so schnell wie möglich wiederhaben. Voraussetzung dafür ist, dass du die angeordnete MPU mit einem positiven Ergebnis abschließt. Doch genau das klappt eben nicht immer. In diesem Ratgeber erklären wir, worauf du achten solltest, damit der nächste Anlauf zum ersehnten Erfolg führt.
Die Durchfallquote bei der MPU
Die MPU einfach so, mal eben nebenbei und ohne gezielte Vorbereitung zu bestehen, ist nahezu unmöglich. Das belegen auch die Zahlen der Bundesanstalt für Straßenwesen. Demnach werden jedes Jahr rund 100.000 Fahreignungsbegutachtungen durchgeführt und etwa 35 Prozent davon enden mit einem negativen Ergebnis. Dabei fallen die Teilnehmer mit Abstand am häufigsten deshalb durch, weil sie gar nicht oder zu schlecht vorbereitet waren.
Jedenfalls zeigt die Durchfallquote, dass es recht oft vorkommt, dass der Betroffene die MPU wiederholen muss. Und auch der zweite Anlauf klappt nicht immer. Nicht wenige Teilnehmer fallen mehrfach durch.
Andererseits ist letztlich auch jeder Fehlversuch ein weiterer Schritt auf dem Weg zurück zum Führerschein. Denn durch das negative Gutachten weißt du, was der Gutachter mit Blick auf deine Fahreignung bemängelt. Außerdem kennst du die Abläufe in der Begutachtungsstelle. Dieses Wissen kannst du nutzen, um dich noch gezielter vorzubereiten und deine bisherigen Fehler auszubügeln.
Keine Wartezeiten und keine Begrenzung der Versuche
Bei der MPU gibt es keine Wartezeiten oder Sperrfristen, die du einhalten musst. Auch die Anzahl der Versuche ist nicht begrenzt. Du kannst die MPU also so oft wiederholen, wie es eben notwendig ist. Ob du einmal, zweimal oder zehnmal durchgefallen bist, spielt keine Rolle. Und theoretisch kannst du dich sofort neu anmelden, wenn du das negative Gutachten bekommen hast.
Allerdings ist es nicht besonders klug, direkt einen neuen Anlauf zu starten. Denn in aller Regel hast du noch etwas Arbeit vor dir, bis deine Fahreignung (wieder) in vollem Umfang hergestellt ist. Und wenn du zu schnell antrittst, wird der Gutachter seine Zweifel haben, ob du die bemängelten Punkte tatsächlich aufgearbeitet und die empfohlenen Maßnahmen ernsthaft umgesetzt hast. Wenn sich seit dem letzten Mal nichts geändert hat, riskierst du nur ein weiteres negatives Gutachten.
Übrigens: Unter Zeitdruck stehst du nicht. Früher war es so, dass du die MPU innerhalb von zwei Jahren nach einem Entzug der Fahrerlaubnis absolvieren musstest. Verging mehr Zeit, musste die theoretische und die praktische Fahrprüfung wiederholt werden. Doch die Zwei-Jahres-Frist wurde mit der Neufassung der Fahrerlaubnis-Verordnung (FeV) Ende 2008 abgeschafft.
Sollte die Frist für deinen Führerscheinantrag bei der Behörde bald ablaufen, kannst du sie einfach verlängern lassen. Dafür genügt ein kurzes, formloses Schreiben. Du kannst und solltest dir also die Zeit nehmen, die du für eine gezielte Vorbereitung brauchst.
Wieder bei der MPU durchgefallen – was jetzt?
Es kann verschiedene Gründe haben, warum du (wieder) bei der MPU durchgefallen bist. In den seltensten Fällen ist es ein Scheitern auf ganzer Linie. Meistens sorgt nur ein Teilbereich der MPU dafür, dass die Zweifel an der Fahreignung bestehen bleiben. Und mitunter sind es Kleinigkeiten, die am Ende zu einem negativen Gutachten führen.
Anschließend kannst du die nächsten Schritte einleiten. Und dabei gibt es im Wesentlichen drei Möglichkeiten:
1. Das negative Gutachten anfechten
Bist du der Ansicht, dass die Bewertung des Gutachters nicht richtig ist oder sich seine Ausführungen widersprechen, kannst du das Gutachten anfechten. Einen Rechtsanwalt musst du dafür grundsätzlich nicht einschalten. Ein Anwalt kann zwar die Erfolgsaussichten beurteilen, die Rechtslage einschätzen und die Argumente meist präziser formulieren. Aber im ersten Schritt kannst du auch alleine aktiv werden.
Um gegen das Gutachten vorzugehen, verfasst du eine schriftliche Stellungnahme. Dabei ist Folgendes wichtig:
- Arbeite dich Satz für Satz durch das MPU-Gutachten. Auf jede Aussage, die du für falsch, nicht schlüssig oder widersprüchlich hältst, gehst du ein und schilderst den Sachverhalt aus deiner Sicht.
- Erkläre ausführlich, warum du anderer Meinung bist als der Gutachter. Stelle Aussagen, die du während der MPU gemacht hast, richtig, falls der Gutachter sie anders interpretiert hat.
- Achte darauf, möglichst sachlich und nachvollziehbar zu argumentieren. Emotionale Ausbrüche haben in der Stellungnahme nichts zu suchen.
- Konzentriere dich ausschließlich auf die Inhalte und Fakten, die im Gutachten stehen. Vermeide jegliche Aussage, die sich gegen den Gutachter persönlich richtet. Durch solche Angriffe schließt du dich selbst ins Aus.
Deine Stellungnahme reichst du bei der Begutachtungsstelle ein. Die MPU-Stelle muss auf deinen Schreiben reagieren. Enthält das Gutachten tatsächlich Fehler, wird der Gutachter seine Ausführungen berichtigen. Allerdings ist dieser Fall in der Praxis eher selten.
Geringe Chancen
Im Gutachten werden deine Antworten aus dem Fragebogen, den du zu Beginn der MPU ausfüllst, die Ergebnisse von der medizinischen Untersuchung und vom Leistungstest sowie deine Aussagen im psychologischen Gespräch berücksichtigt. Auf Basis der verbindlichen Bewertungskriterien erstellt der Gutachter dann seine Beurteilung. Und dabei tauchen nur selten Sachverhalte auf, die tatsächlich anfechtbar sind.
Hat deine Stellungnahme keinen Erfolg, kannst du dich natürlich an einen Anwalt wenden und mit seiner Unterstützung noch einmal juristisch gegen das Gutachten vorgehen. Allerdings muss dir klar sein, dass so ein Verfahren langwierig ist und sehr teuer werden kann. Zudem ist der Ausgang ungewiss, wobei die Erfahrung zeigt, dass die Chancen nicht sehr hoch sind.
Die ganze Geschichte hat außerdem noch einen weiteren Haken: Das Gutachten wird erst dann rechtsgültig, wenn du es bei der Behörde einreichst und sie daraufhin deinen Führerscheinantrag zurückweist. Doch ein negatives Gutachten solltest du der Behörde gerade nicht vorlegen, sondern es für dich behalten. Andernfalls lieferst du nur zusätzliche Anhaltspunkte, die gegen deine Fahreignung sprechen.
2. Ein Zweitgutachten erstellen lassen
Statt das negative Gutachten anzufechten, kannst du ein Zweitgutachten erstellen lassen. Der Gesetzgeber schreibt vor, dass dich derselbe Gutachter nicht zweimal begutachten darf. Denn durch die erste Untersuchung hat er sich bereits ein Bild von dir gemacht. Dadurch könnte es ihm schwerfallen, deine Fahreignung objektiv zu beurteilen.
Ein anderer Gutachter könnte im Rahmen des Zweitgutachtens zu einer anderen Einschätzung kommen. Damit hättest du eine Gegendarstellung. Fällt das Zweitgutachten positiv aus, kannst du es bei der Behörde einreichen. Bleibt aber auch das Zweitgutachten negativ, ist es in aller Regel am sinnvollsten, wenn du den Fehlversuch abhakst und dich mit den Gründen für dein Nichtbestehen auseinandersetzt.
3. Das Ergebnis akzeptieren und an den Gründen arbeiten
Wie du am besten vorgehst, hängt davon ab, warum du dieses Mal wieder bei der MPU durchgefallen bist. Dabei ist dir das negative Gutachten eine große Hilfe. Denn darin führt der Gutachter ausführlich aus, welche Ergebnisse die Untersuchungen gebracht haben und was ihr besprochen habt. Er erläutert seine Einschätzung und begründet, warum er so bewertet. Ganz am Ende des Gutachtens formuliert er außerdem konkrete Maßnahmen, die er empfiehlt und für notwendig hält, um deine Fahreignung wiederherzustellen.
Hast du das Gutachten studiert, weißt du, woran dein Nichtbestehen gelegen hat. An den entsprechenden Punkten kannst du dann ansetzen:
Leistungstest nicht bestanden
Ein Abschnitt der MPU ist ein computergestützter Test, der Kriterien wie Reaktion, Belastbarkeit, Konzentration, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit und Orientierung misst. Es kommt eher selten vor, dass ein Teilnehmer bei der MPU durchfällt, nur weil er den Leistungstest nicht bestanden hat.
Denn zum einen sind die Anforderungen nicht besonders hoch. Zum anderen wird ein MPU-Gutachten trotz schlechterer Ergebnisse beim Leistungstest meist positiv ausfallen, wenn es unter medizinischen und psychologischen Gesichtspunkten keine Bedenken wegen deiner Fahreignung gibt.
Ist der Reaktions- und Leistungstest trotzdem der Grund für dein negatives Gutachten, kannst du die MPU noch durch eine sogenannte Fahrverhaltensbeobachtung retten. Bei der Fahrverhaltensbeobachtung handelt es sich um eine Fahrprobe. Die Testfahrt dauert ungefähr eine Stunde und erfolgt auf einer vorgegebenen Strecke. Für die Probefahrt wählst du eine Fahrschule aus. Die Fahrt absolvierst du dann im Beisein des Gutachters und des Fahrlehrers im Fahrschulauto.
Die Fahrverhaltensbeobachtung ist kein Standard bei der MPU, sondern kann als Ersatzprüfung eingesetzt werden, wenn deine Ergebnisse beim Leistungstest ungenügend waren. Bei der praktischen Prüfung achtet der Gutachter unter anderem darauf, ob du Abstände einhältst, in der Spur bleibst, an Kreuzungen richtig reagierst und generell ein sicheres und angemessenes Fahrverhalten an den Tag legst.
Meisterst du die Testfahrt ohne Beanstandungen, ist das negative Ergebnis vom Leistungstest damit ausgeglichen. Gleichzeitig hast du so die MPU doch bestanden.
Wegen der medizinischen Untersuchung durchgefallen
Worauf es bei der medizinischen Untersuchung ankommt, hängt davon ab, warum du die MPU absolvierst. Eine allgemeine körperliche Untersuchung und ein ärztliches Gespräch finden immer statt. Und bei einer MPU wegen Punkten passiert auch nicht viel mehr.
Umfangreicher ist dieser Abschnitt der MPU, wenn es um Alkohol, Drogen oder eine medizinische Fragestellung geht. In diesen Fällen beleuchtet der Arzt die Thematik genauer und führt spezifische Untersuchungen durch. Bei einer MPU wegen Alkohol tastet er zum Beispiel deine Leber ab. Außerdem gibst du eine Blut- oder Urinprobe ab.
Die Untersuchungen sollen feststellen, ob deine Fahreignung aus medizinischer Sicht beeinträchtigt ist. Außerdem ermittelt der Arzt, ob dein Konsum oder eine Erkrankung bereits Folgeschäden verursacht haben. Die Werte deiner Blut- oder Urinprobe wiederum zeigen auf, ob du deine Suchtproblematik in den Griff bekommen hast.
Sind die Ergebnisse der medizinischen Untersuchung der Grund dafür, dass du die MPU nicht bestanden hast, kannst du nicht viel ausrichten. Denn an deinem gesundheitlichen Zustand kannst du auf die Schnelle nichts ändern. Stattdessen brauchst du einfach Geduld, bis sich deine Werte normalisiert haben.
Fehlende Abstinenznachweise
Bei einer MPU wegen Drogen brauchst du Abstinenznachweise, die dokumentieren, dass du in den vergangenen Monaten nichts mehr konsumiert hast. Wurdest du im Zusammenhang mit Alkohol auffällig, kann es unter Umständen ausreichen, wenn du das Konzept des kontrollierten Trinkens umsetzt. Häufiger wird der Gutachter aber auch bei Alkohol Abstinenzbelege von dir erwarten.
Kannst du die geforderten Belege nicht vorlegen, fällt dein Gutachten negativ aus. Gleiches gilt, wenn der dokumentierte Zeitraum zu kurz ist oder du das Abstinenzprogramm zwischendurch unterbrochen hattest. Auch Belege von einem Anbieter, dem die amtliche Zulassung fehlt, werden nicht anerkannt und führen dazu, dass du durchfällst.
Solange du die erforderlichen Abstinenzbelege nicht zusammenhast, brauchst du erst gar nicht zur MPU anzutreten. Weil eine wesentliche Voraussetzung dann nämlich nicht erfüllt ist, wird das Ergebnis immer negativ sein. Übe dich also in Geduld, schließe das Abstinenzprogramm ab und starte dann einen neuen Anlauf.
Am psychologischen Gespräch gescheitert
Die psychologische Untersuchung ist nicht nur der längste Abschnitt der MPU, sondern auch der Teil, der am häufigsten zum Nichtbestehen führt. Ist der Gutachter nicht davon überzeugt, dass du Einsicht zeigst, die Ursachen hinter deiner Problematik aufgearbeitet hast und auf Strategien zurückgreifen kannst, die dich vor Rückfällen bewahren, wird er deine Fahreignung anzweifeln.
Umso wichtiger ist, dass du dich gezielt auf die Fragen und Themen vorbereitest, die der Gutachter ansprechen wird. Das negative Gutachten hilft dir dabei weiter. Denn daraus kannst du ablesen, was der Gutachter positiv gewertet hat und wo er noch Handlungsbedarf sieht. An diesen Punkten solltest du intensiv arbeiten, um die Bedenken beim nächsten Mal endgültig auszuräumen.
Darum solltest du nicht zu schnell wieder antreten, wenn du bei der MPU durchgefallen bist
Die MPU soll dir die Gelegenheit eröffnen, die tieferen Ursachen für deine Problematik zu erkennen, um etwas daran ändern zu können. Hast du zum Beispiel Alkohol getrunken, um auf diese Weise berufliche oder private Belastungen zu kompensieren, findest du im Idealfall andere Ventile, um mit dem Stress zurechtzukommen. Eine Verhaltensänderung kann dir so nicht nur deinen Führerschein zurückbringen, sondern positive Auswirkungen auf alle Lebensbereiche haben.
Doch dafür musst du dich intensiv mit der Thematik beschäftigen. Es geht nicht nur um den einen Vorfall, der dir die MPU beschert hat. Stattdessen zählt, dass du analysierst, warum es zu dem Vorfall kam, wie dein Verhalten entstanden ist und wie es sich im Laufe der Zeit entwickelt hat. Nur wenn dir die Motive und Zusammenhänge klar sind, kannst du etwas ändern und verhindern, dass du künftig wieder in alte Muster verfällst.
Dazu gehört übrigens auch, dass du deine Einstellung selbstkritisch hinterfragst. Versuche nicht, die Verantwortung auf andere abzuwälzen oder die Schuld auf andere zu schieben. Denn um den Gutachter zu überzeugen, musst du die Einsicht haben, dass du einen Fehler gemacht hast.
Bist du durchgefallen und würdest dich gleich wieder zur MPU anmelden, muss der Gutachter davon ausgehen, dass du den Sinn der MPU nicht verstanden hast. Außerdem wird er dir nicht abkaufen, dass du in der kurzen Zeit wirklich etwas verändert und die Ratschläge aus dem vorhergehenden Gutachten tatsächlich befolgt hast. Machst du dann auch noch die gleichen Aussagen, wird das Ergebnis erneut negativ sein.
Anders sieht es aus, wenn es letztlich nur um Kleinigkeiten ging und du die empfohlenen Maßnahmen schnell und einfach umsetzen kannst. Auch wenn dir nur ein oder zwei Abstinenzbelege gefehlt haben und du diese inzwischen hast, kannst du die MPU zeitnah wiederholen. In allen anderen Fällen solltest du genug Zeit in eine gründliche Vorbereitung investieren.
Fazit
Unabhängig von der Anzahl der bisherigen Versuche gilt: Bist du durchgefallen, solltest du dir Zeit lassen, bevor du dich wieder zur MPU anmeldest. Nutze das negative Gutachten, um die Gründe nachzuvollziehen, die zu dem Ergebnis geführt haben. Arbeite gezielt an den Punkten, die der Gutachter bemängelt, und setzte seine Empfehlungen um. Damit schaffst du die Grundlage dafür, dass es im nächsten Anlauf klappt.