Der Überblicktest ist ein Testverfahren im Rahmen der MPU.
Der Überblicktest kann deine Wahrnehmung und deine Konzentrationsfähigkeit messen. Wenn du am öffentlichen Straßenverkehr teilnimmst, musst du schließlich auch in der Lage sein, dir schnell einen Überblick über die Situation zu verschaffen, alles zu erfassen und angemessen darauf zu reagieren. Bei der MPU kann der Überblicktest ein Element vom computergestützten Leistungstest sein.
Hat die Behörde eine Begutachtung der Kraftfahreignung angeordnet, brauchst du ein positives MPU-Gutachten. Andernfalls wird dein Antrag auf Neu- oder Wiedererteilung der Fahrerlaubnis abgelehnt.
Die inhaltlichen Schwerpunkte richten sich nach dem Untersuchungsanlass und der Eignungsfrage, die die Behörde für dein Gutachten vorgegeben hat. Geht es in deinem Fall um Alkohol oder Drogen am Steuer, stehen bei der MPU andere Fragen im Mittelpunkt als bei einer MPU wegen verkehrsrechtlicher Straftaten.
Doch das Schema, auf dem eine MPU aufbaut, ist immer gleich. Das liegt daran, dass die MPU deine Fahreignung unter gesundheitlichen und körperlichen, geistigen sowie charakterlichen Gesichtspunkten begutachtet. Deshalb setzt sich jede MPU aus einer medizinischen Untersuchung, einer Leistungsdiagnostik und einer psychologischen Untersuchung zusammen.
Die Leistungsdiagnostik findet an einem speziellen Gerät statt, das einem Computer ähnelt. Die MPU-Stelle kann dabei verschiedene Testverfahren einsetzen. Eines dieser Testverfahren ist der Überblicktest. Was es mit dem Überblicktest bei der MPU auf sich hat, erfährst du in diesem Beitrag.
Was ist der Überblicktest bei der MPU?
Beim Überblicktest handelt es sich um ein mögliches Testverfahren, das die MPU-Stelle im Rahmen der Leistungsdiagnostik anwenden kann. Wie alle Verfahren beim Leistungstest wird auch der Überblicktest computergestützt durchgeführt.
Für den Test brauchst du aber keinerlei Computerkenntnisse. Denn zum einen arbeitet die MPU-Stelle mit einem speziellen Gerät, das nichts mit einem normalen Computer zu tun hat. Und zum anderen erklärt dir der Gutachter ganz genau, was du tun und wo du drücken musst.
Beim Überblicktest siehst du auf dem Bildschirm ein Foto mit einer alltäglichen Szene aus dem Straßenverkehr. Du hast dann ein paar Sekunden lang Zeit, dir das Foto genau anzuschauen. Es geht darum, dir einen Überblick über die dargestellte Szene zu verschaffen und möglichst alle Details zu erfassen. Weil sich der Überblicktest mit dem Erfassen von typischen Verkehrssituationen beschäftigt, wird das Verfahren auch Verkehrssituationstest oder Verkehrsauffassungstest genannt.
Nach wenigen Sekunden wird das Foto wieder ausgeblendet. Dafür erscheinen mehrere Antwortmöglichkeiten, nämlich:
- Fußgänger
- Zweiradfahrer; dazu zählen Fahrräder, Mopeds und Motorräder
- Kraftfahrzeuge; sie schließen Pkws, Lkws und Busse ein
- Verkehrszeichen
- Ampeln
Du musst alle Elemente ankreuzen, die du zuvor auf dem Foto gesehen hast. Hast du deine Antwort gegeben, wird das nächste Foto eingeblendet. Ein Durchgang setzt sich meist aus zehn Fotos zusammen, die stetig komplexere Szenen zeigen.
Ein Beispiel zum besseren Verständnis
Für eine Aufgabe beim Überblicktest siehst du auf deinem Bildschirm einen kurzen Moment lang ein Foto mit einer Verkehrsszene:
Anschließend erscheinen Antwortmöglichkeiten und du musst markieren, welche der genannten Elemente du auf dem Foto erkannt hast:
In unserem Beispiel wären nur die Verkehrszeichen und Straßenschilder richtig. Denn Fußgänger, Kraftfahrzeuge, Zweiräder und Verkehrsampeln waren nicht zu sehen.
Was zählt beim Überblicktest?
Auf den ersten Blick scheint der Überblicktest nicht besonders schwer. Und tatsächlich sind die Aufgaben auch durchaus machbar. Entscheidend ist aber, dass du das jeweilige Foto genau betrachtest und die Details erfasst. Damit deine Lösung stimmt, musst du alle Elemente benennen, die auf dem Bild zu sehen waren. Das Ziel ist also, dir zügig einen Überblick zu verschaffen und auch bei komplexeren Szenen nichts zu übersehen.
Als zweite Herausforderung kommt der Zeitfaktor dazu. Denn zum einen wird ein Foto immer nur sehr kurz eingeblendet. Du kannst es dir nicht in aller Ruhe anschauen. Zum anderen solltest du zügig antworten.
In die Wertung fließt nämlich neben der richtigen Lösung auch ein, wie lang du für deine Antworten gebraucht hast. Langsame Reaktionszeiten führen zu einem schlechteren Ergebnis, selbst wenn deine Antworten alle richtig waren. Daher solltest du aufmerksam bleiben und dich gut konzentrieren.
Warum ist der Überblicktest ein gängiges Testverfahren bei der MPU?
Im Straßenverkehr sind Situationen, die eine gute, schnelle und richtige Orientierung erfordern, an der Tagesordnung. Führst du ein Kraftfahrzeug, musst du alles im Blick haben und die Übersicht bewahren, damit du nichts übersiehst, auch unübersichtliche Szenen sicher einschätzen und angemessen reagieren kannst.
Der Überblicktest bei der MPU ahmt solche Bedingungen nach. Er testet deine Aufmerksamkeit und deine Konzentration. Außerdem misst er, wie sicher und schnell du optische Eindrücke erfasst, verarbeitest und darauf reagierst.
Für einen gesunden Menschen, der geistig fit, leistungsfähig und belastbar ist, sind die Eindrücke und Einflüsse im Straßenverkehr Herausforderungen, die er gut bewältigen kann. Hat jemand aber über einen längeren Zeitraum hinweg regelmäßig und in größeren Mengen Alkohol oder Drogen konsumiert, kann ein gemindertes Konzentrations- und Auffassungsvermögen eine Folgeerscheinung des Konsums sein.
Medikamente und deren Nebenwirkungen, neurologische Schäden, psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen wie Aggressionen oder Ängste können das Orientierungsvermögen und die Aufmerksamkeitsspanne ebenfalls beeinträchtigen. Der Betroffene kann dadurch Situationen möglicherweise nicht überblicken, schätzt sie falsch ein oder reagiert zu hektisch, überzogen oder zu langsam.
Bei der MPU stellt der Überblicktest aber grundsätzlich nur fest, ob eine eingeschränkte Leistungsfähigkeit vorliegt. Die Gründe und Ursachen für mögliche Beeinträchtigungen werden nicht untersucht. Denn die MPU stellt keine medizinischen Diagnosen, sondern hat die Aufgabe, deine Eignung als Verkehrsteilnehmer zu begutachten.
Wie kann ich für den Überblicktest bei der MPU üben?
Beim Überblicktest im Rahmen der MPU zählt, dass du Inhalte von Fotos möglichst schnell und vollständig erfasst. Es gilt, dir flott einen Überblick zu verschaffen, auch kleine Details zu erkennen und dir zu merken, was abgebildet war.
Diese Fähigkeiten kannst du trainieren, indem du dir verschiedene Fotos und Bilder anschaust. Setze dir für jedes Bild ein Limit von wenigen Sekunden und zähle dann aus der Erinnerung heraus auf, was auf dem Foto zu sehen war. Die sogenannten Wimmelbild-Spiele eignen sich ebenfalls gut, um deine Wahrnehmung zu trainieren.
Allerdings musst du vor dem Überblicktest bei der MPU keine Angst haben. Davon abgesehen, dass du vorher nicht wissen kannst, ob er bei dir überhaupt eingesetzt wird, geht es um Fähigkeiten, die du als Verkehrsteilnehmer ohnehin haben solltest.
Und wenn dir während der MPU ein Fehler unterläuft, ist das nicht weiter tragisch. Der Leistungstest bei der MPU ist nicht auf 100 Prozent ausgelegt. Du erfüllst die Anforderungen, wenn du durchschnittliche Ergebnisse erzielst. Du musst dich deswegen also nicht verrückt machen.
Welche Verfahren kann der Leistungstest noch umfassen?
Wie umfangreich die Leistungsdiagnostik ausfällt, richtet sich nach dem Untersuchungsanlass der MPU. Hat dir zu schnelles Fahren die MPU eingebracht, wird der Leistungstest ziemlich kurz sein. Denn Zweifel an deinem Reaktions- und Leistungsvermögen werden eher nicht im Raum stehen.
Bei einer MPU wegen Alkohol oder Drogen ist das anders. Gleiches gilt, wenn dein Gutachten eine medizinische Fragestellung beantworten soll. Die Erkrankung selbst, die Nebenwirkungen von notwendigen Medikamenten und Folgeschäden von einer Alkohol- oder Drogenproblematik können deine geistige Leistungsfähigkeit mindern. Deshalb kann gut sein, dass die MPU-Stelle für den Leistungstest dann mehrere Testverfahren zusammenstellt.
Der Überblicktest ist ein Verfahren, das bei der MPU zum Einsatz kommen kann. Weitere gängige Testverfahren sind der Reaktionstest, der Linienverfolgungstest, der Figurenvergleichstest und der Wahrnehmungstest.
Der Reaktionstest
Der Reaktionstest ist ein Standardverfahren bei der MPU. Der Computer in der MPU-Stelle ist dafür mit einer Art Tastatur und Pedalen ausgestattet. Außerdem bekommst du einen Kopfhörer.
Beim Test leuchten auf dem Bildschirm Felder in verschiedenen Farben auf. Gleichzeitig werden über den Kopfhörer hohe und tiefe Töne eingespielt. Je nach optischem und akustischem Signal musst du die entsprechende Farbtaste, ein Pedal oder beides gleichzeitig betätigen. Wie der Name schon besagt, geht es beim Reaktionstest um deine Reaktion.
Ein Testdurchlauf besteht aus drei Phasen, nämlich einem langsamen, einem schnellen und einem weiteren langsamen Abschnitt. Bevor es losgeht, erklärt dir der Gutachter die Abläufe aber ganz genau. Außerdem kannst du dich während einer kurzen Übungsphase mit dem Gerät und den Aufgaben vertraut machen.
Der Linienverfolgungstest
Beim Linienverfolgungstest geht es um die optische Wahrnehmung und das Zurechtfinden in komplexen Situationen. Die Aufgaben hast du in ähnlicher Form bestimmt schon einmal als Rätsel in Zeitschriften gesehen.
Bei der MPU wird pro Aufgabe jeweils eine Grafik eingeblendet, die aus mehreren, ineinander verschlungenen Linien besteht. Am unteren Ende sind die Linien nummeriert. Eine Linie ist oben, an ihrem Startpunkt markiert. Du musst nun mit den Augen nachverfolgen, welche Ziffer der Endpunkt der markierten Linie hat.
Der Figurenvergleichstest
Wie der Name schon andeutet, geht es beim Figurenvergleichstest darum, Figuren zu vergleichen. Dazu erscheint eine Reihe aus vier Figuren. Dabei handelt es sich um simple Formen wie Dreiecke, Kreise oder Pfeile. Unter der Figurenreihe ist eine weitere Figur abgebildet.
Diese Einzelfigur sollst du mit den Figuren in der Reihe abgleichen. Taucht sie darin auf, drückst du auf einen grünen Knopf. Ist sie nicht enthalten, wählst du die rote Taste.
Der Wahrnehmungstest
Von der Grundidee her ist der Wahrnehmungstest mit dem Überblicktest vergleichbar. Allerdings werden keine Fotos mit Verkehrssituationen, sondern einfachere Bilder von Verkehrsteilnehmern, Fahrzeugen, Verkehrszeichen oder Ampeln eingeblendet.
Wenn das Bild vom Bildschirm verschwunden ist, musst du wiedergeben, was auf dem Bild zu sehen war. Beim Wahrnehmungstest geht es weniger um das Überblicken von komplexen Szenen, sondern darum, Elemente visuell wahrzunehmen.
Welchen Einfluss hat der Überblicktest auf das Gesamtergebnis der MPU?
Eine sichere Teilnahme am Straßenverkehr setzt Aufmerksamkeit, Konzentration und Umsicht voraus. Du musst im Blick haben, was um dich herum geschieht, und richtig auf Personen, Gegenstände und Bewegungen reagieren. Du darfst dich nicht zu Hektik oder riskanten Manövern verleiten lassen und musst gedanklich bei der Sache bleiben. Die typischen Einflüsse und Belastungen im Straßenverkehr simulieren der Überblicktest und die anderen Verfahren beim Leistungstest.
Trotzdem ist der Leistungstest für die Bewertung deiner Fahreignung nicht entscheidend. Geht es in deinem Fall um Alkohol, Drogen, Medikamentenmissbrauch oder eine Erkrankung, spielt die medizinische Untersuchung eine größere Rolle. Sie stellt fest, ob deine Fahreignung unter körperlichen oder gesundheitlichen Gesichtspunkten beeinträchtigt ist.
Den mit Abstand größten Einfluss auf das Ergebnis des Gutachtens hat die psychologische Untersuchung. In einem etwa einstündigen Gespräch befragt dich der Gutachter zum Delikt und seinen Zusammenhängen, den Ursachen deiner Problematik und deiner zwischenzeitlichen Entwicklung.
Er erwartet, dass du dich gründlich mit dem Thema auseinandergesetzt hast und begründen kannst, wie es zu dem Vorfall gekommen ist und welche tieferen Ursachen ihm zugrunde liegen. Außerdem möchte der Gutachter wissen, was du unternommen hast, um Rückfälle in alte Verhaltensmuster zu verhindern.
Fazit zum Überblicktest bei der MPU
Der Überblicktest ist ein computergestütztes Testverfahren, das bei der MPU eingesetzt werden kann, um deine Konzentration und Auffassungsgabe zu prüfen. Bei dem Test siehst du Fotos von Verkehrssituationen und musst anschließend angeben, was jeweils abgebildet war.
Insgesamt ist der Leistungstest bei der MPU gut zu schaffen. Bist du bei klarem Verstand und konzentrierst dich, wirst du ihn ohne größere Schwierigkeiten bewältigen. Wichtiger ist deshalb, dass du dich intensiv auf das psychologische Gespräch mit dem Gutachter vorbereitest. Denn es entscheidet maßgeblich über das Ergebnis deiner MPU.
