Die Höhe der Kosten für das medizinisch-psychologische Gutachten ist je nach Einzellfall verschieden.
Oft ist allein schon die Geldbuße, die nach einem Verkehrsdelikt fällig wird, saftig. Verlangt die Behörde ein medizinisch-psychologisches Gutachten, bevor sie entscheidet, ob dir die Fahrerlaubnis erteilt oder entzogen wird, kommen noch einmal ordentliche Kosten auf dich zu. Denn die Gebühr für die MPU und die Ausgaben, die mit der Begutachtung zusammenhängen, sind alles andere als niedrig.
Die MPU hat die Aufgabe, deine Eignung zum Führen von Kraftfahrzeugen im Straßenverkehr zu begutachten und eine Verhaltensprognose für die Zukunft abzugeben. Alkohol und Drogen sind dabei die häufigsten Untersuchungsanlässe. Aber auch andere Verstöße gegen die Verkehrsregeln und Auffälligkeiten im Straßenverkehr können eine MPU nach sich ziehen.
Neben den Fragen zu den organisatorischen Abläufen rund um das Verfahren und zu den Inhalten der Begutachtung stellt sich natürlich auch die Kostenfrage. In diesem Beitrag erfährst du, wie teuer ein medizinisch-psychologisches Gutachten ist und welche Kosten du sonst noch einplanen solltest.
Die Ausgaben im Zusammenhang mit der MPU
Viele Kostenfaktoren, die mit dem MPU-Gutachten zusammenhängen, kannst du nicht umgehen oder großartig beeinflussen. Nur bei der Vorbereitung hast du es letztlich selbst in der Hand, wie viel Geld du investierst.
Wie hoch die Kosten für ein medizinisch-psychologisches Gutachten werden, ist je nach Fall verschieden. Eine Rolle spielt dabei der Untersuchungsanlass. So ist zum Beispiel eine MPU wegen Drogen teurer als eine MPU wegen Punkten. Denn wenn du wegen Drogen auffällig wurdest, musst du vor der MPU an einem Abstinenzprogramm teilnehmen und die Begutachtung ist umfangreicher.
Grundsätzlich solltest du folgende Posten einplanen:
- Kosten für das medizinisch-psychologische Gutachten
- Gebühren für Abstinenzbelege bei einer MPU wegen Drogen oder Alkohol
- Aufwendungen für die Vorbereitung auf die MPU
- Sonstige Ausgaben
Die einzelnen Punkte schauen wir uns jetzt einmal genauer an.
Die Kosten für das medizinisch-psychologische Gutachten
Wenn nach einem Vorfall im Straßenverkehr Bedenken an deiner Fahreignung bestehen, kann die Behörde ein MPU-Gutachten von dir verlangen, bevor sie darüber entscheidet, ob sie dir eine Fahrerlaubnis erteilt. Bei einigen Delikten schreibt der Gesetzgeber die Begutachtung verpflichtend vor. Ansonsten liegt es im Ermessen der Behörde, ob sie die MPU für begründet und angemessen hält.
Unabhängig davon, warum deine Fahreignung überprüft werden soll, leitet die Behörde die MPU aber nicht in die Wege. Sie fordert dich nur dazu auf, innerhalb der gesetzten Frist ein MPU-Gutachten einzureichen. Für dich ergeben sich daraus zwei Folgen.
Die erste Konsequenz ist, dass du selbst entscheidest, ob du zur MPU antrittst. Legst du das Gutachten nicht vor, wird dein Führerscheinantrag zwar abgelehnt. Trotzdem bist du nicht verpflichtet, dich der Begutachtung zu unterziehen. Aus rechtlicher Sicht absolvierst du die MPU freiwillig, um auf diese Weise deine Fahreignung nachzuweisen und die Voraussetzungen für die Erteilung einer Fahrerlaubnis zu erfüllen.
Die zweite Folge ist, dass du dich selbst um die Durchführung der MPU kümmern musst. Dazu suchst du dir eine MPU-Stelle aus und gibst das Gutachten dort in Auftrag. Anschließend teilst du der Behörde mit, wo die Begutachtung stattfinden soll. Die Behörde schickt deine Akte daraufhin an die von dir benannte MPU-Stelle. In diesem Zuge formuliert sie eine konkrete Eignungsfrage, die das Gutachten beantworten soll.
Die Eignungsfrage ist deshalb wichtig, weil sie den Untersuchungsanlass definiert und dadurch über die Kosten für das medizinisch-psychologische Gutachten bestimmt:
- 300 bis 400 Euro solltest du für eine MPU wegen Punkten oder verkehrsrechtlichen Straftaten veranschlagen.
- 500 bis 800 Euro fallen im Schnitt für eine MPU wegen Alkohol an.
- 700 bis 1.200 Euro beträgt die durchschnittliche Gebühr für eine MPU wegen Drogen.
- Die höchsten Kosten verursacht ein medizinisch-psychologisches Gutachten bei einer Kombinationsbegutachtung.
Stichwort Kombinationsbegutachtung
Bei einer Kombinationsbegutachtung schließt die behördliche Eignungsfrage für das Gutachten zwei oder mehr Themenbereiche ein. Musst du zum Beispiel wegen einer Fahrt unter Einfluss von Cannabis und wegen zu vielen Punkten in Flensburg zur MPU, wäre das eine kombinierte Begutachtung.
Die MPU-Stelle berechnet dann üblicherweise die volle Gebühr für den teuersten Untersuchungsanlass und die halbe Gebühr für jeden weiteren Anordnungsgrund. In unserem Beispiel würden sich demnach die Kosten für dein medizinisch-psychologisches Gutachten aus der ganzen Gebühr für eine MPU wegen Drogen und der halben Gebühr für eine MPU wegen Punkten zusammensetzen.
Warum sind die Kosten für ein medizinisch-psychologisches Gutachten so hoch?
Bei der Begutachtung wird deine Kraftfahreignung unter verschiedenen Aspekten überprüft. Aus diesem Grund umfasst eine MPU immer drei Teile.
Die medizinische Untersuchung soll feststellen, ob deine Fahreignung aus gesundheitlichen Gründen eingeschränkt ist. Dazu führst du ein Gespräch mit dem Arzt, bei dem es um Vorerkrankungen, akute Beschwerden, deine Medikamenteneinnahme und ähnliche Dinge geht. Außerdem untersucht dich der Arzt, um sich einen Überblick über deine körperliche Verfassung zu verschaffen. Bei einer MPU wegen Alkohol oder Drogen gibst du eine Blut- oder Urinprobe ab, die im Labor auf bestimmte Werte untersucht wird.
Ein computergestützter Test überprüft deine geistige Leistungsfähigkeit. Dabei geht es um Faktoren wie Reaktion, Wahrnehmung, Konzentration, Orientierung und Belastbarkeit. Abgestimmt auf den Untersuchungsanlass und deine Vorgeschichte stellt die MPU-Stelle die Testverfahren individuell für dich zusammen.
Die psychologische Untersuchung besteht aus einem Gespräch, das ungefähr eine Stunde lang dauert. Der Gutachter stellt dir verschiedene Fragen, die sich mit dir als Person, dem Delikt und den Gesamtumständen in deinem Fall befassen. Auf dieser Basis bewertet der Gutachter deine Fahreignung dann unter psychologischen Gesichtspunkten und gibt eine Verhaltensprognose für die Zukunft ab.
Jeder Teilbereich der MPU geht mit Kosten einher. Außerdem fließen in die Gebühr die Auslagen ein, die der MPU-Stelle für die organisatorischen Abläufe und bürokratischen Tätigkeiten entstehen. Das zusammen erklärt, wie die recht hohen Kosten für ein medizinisch-psychologisches Gutachten zustande kommen.
Wieso spielt die Auswahl der Begutachtungsstelle bei den Kosten für das medizinisch-psychologische Gutachten eine Rolle?
Für die Bewertung deiner Fahreignung gibt es einheitliche, klar definierte und verbindlich vorgeschriebene Begutachtungsrichtlinien. Die Abläufe und die fachliche Beurteilung sind deshalb identisch, egal, wo du zur MPU antrittst.
Unterschiede gibt es aber bei den Gebühren. Die bundesweit einheitliche und verbindliche Kostenregelung für die MPU wurde zum 1. August 2018 aufgehoben. Seitdem können die MPU-Stellen ihre Preise selbst festlegen. Die Folge ist, dass die Kosten für ein medizinisch-psychologisches Gutachten je nach Anbieter recht unterschiedlich ausfallen können.
Gibt es in deinem Umkreis mehrere MPU-Stellen, kann sich ein Preisvergleich deshalb lohnen. Die Preislisten findest du zum Teil auf den Webseiten der Anbieter. Ansonsten kannst du einfach nachfragen, wie teuer ein Gutachten in deinem Fall wäre. Gut möglich, dass du so zumindest ein paar Euro einsparen kannst.
Achte aber darauf, dass es sich um amtlich zugelassene MPU-Stellen handelt. Denn nur sie dürfen die MPU durchführen. Eine Liste mit allen MPU-Stellen bundesweit findest du auf der Webseite der Bundesanstalt für Straßenwesen.
Die Gebühren für Abstinenzbelege bei einer MPU wegen Drogen oder Alkohol
Bei einem Drogendelikt brauchst du für die MPU immer Abstinenzbelege. Bei einer MPU wegen Alkohol kann zwar unter Umständen das sogenannte kontrollierte Trinken eine Alternative sein. Oft wirst du aber auch dann Abstinenznachweise benötigen, wenn deine Fahreignung wegen Alkohol infrage steht.
Über welchen Zeitraum du deine Abstinenz dokumentieren musst, hängt vom Delikt, seinen Begleitumständen und deiner Vorgeschichte ab. Meistens läuft ein Abstinenzprogramm über zwölf Monate. Mitunter können aber auch sechs Monate ausreichen, während andersherum in Einzelfällen ein längerer Zeitraum gefordert wird.
Für das Abstinenzprogramm schließt du einen Vertrag mit einem Anbieter deiner Wahl. Wie die MPU-Stelle muss aber auch der Anbieter des Abstinenzprogramms eine entsprechende Zulassung haben. Für die Kontrollen kannst du entweder Haar- oder Urinproben abgeben:
- Eine Haaranalyse kostet im Schnitt 150 bis 350 Euro. Im Rahmen des Programms gibst du eine Probe alle drei Monate ab.
- Für einen Urintest solltest du 50 bis 150 Euro einplanen. Dabei sehen die Standards mindestens vier Kontrollen in sechs Monaten und mindestens sechs Kontrollen in zwölf Monaten vor.
Urintests kosten weniger als Haaranalysen, erfordern aber mehr Kontrolltermine. Die Kosten für das Abstinenzprogramm bleiben sich deshalb nahezu gleich.
Wie die MPU-Stellen können auch die Anbieter von Abstinenzprogrammen ihre Preise selbst festlegen. Daher kann es sich auch hier lohnen, wenn du die Kosten vergleichst. Stelle aber sicher, dass dein Anbieter amtlich zugelassen ist. Sonst werden deine Belege für das medizinisch-psychologische Gutachten nicht anerkannt und du hättest die Kosten umsonst investiert.
Die Aufwendungen für die Vorbereitung auf die MPU
Im psychologischen Gespräch geht es im Wesentlichen darum, dem Gutachter glaubhaft aufzuzeigen, dass du deine Problematik erkannt, die Ursachen dafür aufgearbeitet, dich weiterentwickelt und deine Grundhaltung stabil geändert hast. Das setzt eine gute Vorbereitung auf die MPU voraus. Denn anders wirst du dem Gutachter kaum vermitteln können, dass du dein Fehlverhalten analysiert hast und wie du die Veränderungen inzwischen umsetzt.
Für die Vorbereitung gibt es mehrere Möglichkeiten. Welcher Weg die beste Wahl ist, hängt vom Delikt, deiner Ausgangssituation, dir selbst und auch deinem Budget ab:
- Im Rahmen einer professionellen MPU Beratung kannst du Einzelgespräche buchen. Der Berater arbeitet mit dir individuell deinen Fall auf. Infoabende und Erstgespräche sind meist kostenfrei. Für eine Sitzung solltest du mit 120 bis 150 Euro rechnen, die Vorbereitung umfasst üblicherweise zehn Sitzungen.
- Ein Vorbereitungskurs findet in der Gruppe statt. Die Kosten richten sich nach der Größe der Gruppe und dem Umfang des Kurses. Ein kurzes Seminar in einer großen Gruppe ist kostengünstiger als ein mehrwöchiges Programm mit sehr wenigen Teilnehmern. Insgesamt bewegen sich die Gebühren in einem Rahmen zwischen 150 und 800 Euro.
- Für eine Vorbereitung, die du zeitlich flexibel gestalten kannst, findest du online ein breites Angebot. Die Palette reicht von umfangreichen Kursen mit Betreuung per Chat bis hin zu Tests mit Beispielfragen und Tipps. Die Kosten sind so verschieden wie das Angebot.
Bei deiner Auswahl solltest du auf dein Bauchgefühl vertrauen. Du weißt am besten, welche Variante dir am meisten bringt. Sehr genau hinschauen solltest du aber, wenn ein Anbieter vollmundig mit Erfolgsgarantien oder Geld-zurück-Garantien wirbt. Dahinter verbergen sich sehr oft unseriöse Angebote.
Die sonstigen Ausgaben
Neben den Kosten, die im Vorfeld der MPU und für das medizinisch-psychologische Gutachten anfallen, stehen noch ein paar weitere Ausgaben auf der Liste. Dazu gehören die Ausgaben für deine organisatorischen Abläufe. Die Probenabgaben beim Abstinenzprogramm, die Vorbereitungsmaßnahmen und die Begutachtung selbst führen zu Terminen, an denen du die jeweiligen Stellen aufsuchen musst. Dadurch entstehen Fahrtkosten. Zusatzkosten können anfallen, wenn du dir für die Termine freinehmen musst.
Außerdem musst du die Gebühren für den Führerscheinantrag bezahlen. Je nach Wohnort belaufen sich die Verwaltungskosten auf 50 bis 250 Euro. Brauchst du für die Fahrerlaubnis weitere Unterlagen wie ein Führungszeugnis, die Bescheinigung von einem Erste-Hilfe-Kurs oder neue Passbilder, geht das mit weiteren Ausgaben einher.
Sollte dein medizinisch-psychologisches Gutachten nicht positiv ausfallen, entstehen noch einmal Kosten. Ergibt deine Begutachtung eine bedingte Fahreignung, bestehen nach wie vor kleinere Mängel. Der Gutachter empfiehlt dann eine Maßnahme, um die Defizite zu beheben. Üblicherweise ist die Maßnahme eine Nachschulung. Hast du die Maßnahme umgesetzt, ist deine Fahreignung wiederhergestellt und dein Gutachten wird positiv. Die Kosten für eine Nachschulung belaufen sich im Schnitt auf 400 Euro.
Bei einem negativen Gutachten bist du durchgefallen. Du kannst zwar rechtlich gegen das Gutachten vorgehen, die Erfolgschancen sind aber gering. Lässt du ein Zweitgutachten erstellen, musst du die Kosten für das medizinisch-psychologische Gutachten erneut aufbringen. Die beste Lösung ist aber meist, wenn du die Empfehlungen aus dem Erstgutachten umsetzt, noch einmal Zeit in die Vorbereitung investierst und einen neuen Anlauf startest. Auch bei einer Wiederholung werden die kompletten Gebühren fällig.
Fazit zu den Kosten für das medizinisch-psychologische Gutachten
Wie viel dich der Weg zurück zum Führerschein am Ende kostet, richtet sich nach dem Delikt und deiner Ausgangssituation. Die Kosten für das medizinisch-psychologische Gutachten und notwendige Abstinenzbelege kannst du etwas geringer halten, wenn du die Preise mehrerer Anbieter miteinander vergleichst. Bei der Vorbereitung sind nicht unbedingt Einzelgespräche oder aufwändige Gruppenkurse erforderlich. Eine seriöse Online-Vorbereitung ist günstiger, bietet dir mehr zeitlichen Spielraum und kann genauso effektiv sein.
Trotzdem belaufen sich die Kosten, die du in das medizinisch-psychologische Gutachten investieren musst, auf mehrere hundert Euro. Deshalb solltest du nicht am falschen Ende sparen. Denn du verlierst nur unnötig Zeit und Geld, wenn du schlecht vorbereitet antrittst oder dir Abstinenzbelege fehlen, du deshalb durchfällst und das ganze Prozedere dann von vorne beginnen musst.
