Für viele Teilnehmer ist das psychologische Gespräch die größte Hürde bei der MPU. Da wäre es schon praktisch, wenn du die Frageliste des Gutachters kennen und dir gute Antworten auf die Fragen zurechtlegen könntest. Doch gibt es bei der MPU überhaupt so etwas wie einen Fragenkatalog? Was will der Gutachter wissen? Und worauf kommt es bei den Antworten an? Wir klären auf!
Damit deine jetzige und künftige Eignung zur Teilnahme am Straßenverkehr aus allen relevanten Blickwinkeln beleuchtet werden kann, setzt sich jede MPU aus drei Teilen zusammen. Ein Abschnitt ist die medizinische Untersuchung, ein anderer Abschnitt ein Reaktions- und Leistungstest am Computer. Diese beiden Abschnitte sollen klären, ob deine Fahreignung durch körperliche oder geistige Einschränkungen beeinträchtigt ist.
Als dritter Abschnitt kommt die psychologische Untersuchung dazu. Das Gespräch mit dem Gutachter dauert rund eine Stunde. Gut möglich, dass du auf der Suche nach einem Fragenkatalog bist, den der Gutachter bei der MPU mit dir durchgeht.
Die schlechte Nachricht ist, dass keine feste Frageliste existiert und dir einstudierte Standardaussagen nicht weiterhelfen. Doch die gute Nachricht lautet, dass du dich gezielt auf die MPU vorbereiten kannst, wenn du weißt, worum es geht und worauf es ankommt.
Einen starren Fragenkatalog gibt es bei der MPU nicht
Von diversen Tests und auch der theoretischen Führerscheinprüfung kennst du sicher Fragen, bei denen du entweder selbst eine Antwort formulieren oder die richtige Lösung ankreuzen solltest. Bei solchen Prüfungen steht das Wissen im Vordergrund. Als reine Fleißaufgabe musstest du die verschiedenen Inhalte lernen und dir so gut einprägen, dass du sie beim Test abrufen konntest. Der Prüfer kontrollierte dann, ob deine Antworten richtig waren oder nicht.
Bei der MPU funktioniert das so aber nicht. Die Behörde hat die Begutachtung angeordnet, weil ein Vorfall Zweifel an deiner Fahreignung hervorgerufen hat. Du hast dir einen Fehltritt geleistet, der die allgemeine Verkehrssicherheit gefährdet hat.
Natürlich bist du damit nicht alleine, jeder kann Fehler machen. Aber kein Fall gleicht dem anderen. Denn selbst wenn das Delikt ähnlich ist, sind die Begleitumstände stets verschieden. Weil die MPU deinen eigenen, persönlichen Fall beleuchtet, muss auch die Begutachtung individuell sein. Ein fester Fragenkatalog, der bei jedem Betroffenen in identischer Form zum Einsatz käme, würde den Sinn und Zweck der MPU verfehlen.
Keine simplen Ja-oder-Nein-Fragen
Natürlich stellt dir der Gutachter im Verlauf des psychologischen Gesprächs verschiedene Fragen. Dabei handelt es sich aber nicht um Fragen, die du mit einem kurzen Ja oder Nein beantworten kannst. Neben offenen Fragen sind es stattdessen sehr oft Warum-Fragen, so zum Beispiel „Weshalb sind Sie heute bei der MPU?“, „Warum haben Sie immer wieder die Geschwindigkeitsbegrenzung missachtet?“, oder „Wieso haben Sie sich hinters Steuer gesetzt, obwohl Sie betrunken waren?“
Du kannst dem Gutachter zwar vorbereitete Standardantworten geben. Allerdings muss dir klar sein, dass der Gutachter ein gut ausgebildeter und erfahrener Profi ist. Er wird sofort durchschauen, wenn du zurechtgebastelte Geschichten präsentierst. Oder wenn du ihm etwas erzählst, von dem du glaubst, dass es gut ankommt, obwohl es wenig mit deiner Überzeugung zu tun hat.
Außerdem können pauschale Antworten aus allgemeinen Ratgebern niemals vollständig zu deinem Einzelfall passen und alle individuellen Umstände berücksichtigen. Deshalb wird der Gutachter ohnehin durch gezieltes Einhaken nachfragen.
Die Wahrheit alleine reicht nicht aus
Grundsätzlich solltest du ehrlich sein und wahrheitsgemäß antworten. Denn bei der MPU zählen nicht einzelne Aussagen. Der Gutachter bewertet nicht jede Antwort separat. Für seine Einschätzung und das spätere MPU-Gutachten ist maßgeblich, ob das Gesamtbild, das du vermittelst, glaubwürdig ist. Erzählst du erfundene Geschichten, ist die Gefahr groß, dass du dich in Widersprüche verstrickst.
Außerdem müssen deine Aussagen zum Vorfall passen. Wurdest du mit zwei Promille Alkohol im Blut angehalten und behauptest steif und fest, dass du nur zwei Gläser Wein zum Essen getrunken hast, ist das rein medizinisch schlicht unmöglich. Untergräbst du deine eigene Glaubwürdigkeit, muss der Gutachter davon ausgehen, dass du die Problematik nicht erkannt hast, nicht wahrhaben willst oder verharmlost. Doch dann bleibt ihm nichts anderes übrig, als dir ein negatives MPU-Gutachten auszustellen.
Trotzdem ist die Wahrheit nicht der entscheidende Faktor. Vor Gericht und bei der Bemessung des Strafmaßes ist die Wahrheitsfindung das zentrale Thema. Doch bei der MPU geht es um etwas anderes.
Die Wahrheit, nämlich der Vorfall, der dich zur MPU gebracht hat, steht in deiner Führerscheinakte. Die Aufgabe des Gutachters ist, einzuschätzen, wie groß das Risiko ist, dass du solches Verhalten im Straßenverkehr wiederholst.
Deshalb reicht es nicht aus, wenn du reumütig erzählst, was damals passiert ist. Auch gute Vorsätze und das Versprechen, dass so etwas nie mehr passieren wird, genügen nicht. Voraussetzung für eine positive Prognose ist, dass du dein problematisches Verhalten von Grund auf analysiert, an den Ursachen gearbeitet und deine Einstellung nachhaltig geändert hast.
Einen MPU Fragebogen gibt es
Einen Fragenkatalog gibt es bei der MPU dann aber doch. Bevor die eigentliche Begutachtung beginnt, füllst du nämlich einen Fragebogen aus. Das Formular umfasst mehrere Seiten und fragt verschiedene Daten und Angaben zu dir als Person, deinen Lebensumständen und deinem Gesundheitszustand ab. Dazu kommen einige Fragen, die sich auf das Delikt und generell den Untersuchungsanlass beziehen.
Die Fragen sind nicht besonders schwierig und als Antworten genügen Stichworte. Manchmal musst du auch nur Ja oder Nein ankreuzen. Trotzdem solltest du auf vollständige und wahrheitsgemäße Angaben achten. Denn der Fragebogen strukturiert die weiteren Untersuchungen. Und du tust dir keinen Gefallen damit, wenn du durch deine Angaben im Fragebogen und deine späteren Aussagen Widersprüche produzierst.
Einheitlich ist aber auch der Fragenkatalog in Formularform nicht. Vielmehr haben die MPU-Stellen jeweils ihre eigenen Fragebögen.
Zu welchen Themen stellt der Gutachter fragen?
Wenn du zur MPU musst, bist du durch eine Verhaltensweise aufgefallen, durch die du dich und andere Verkehrsteilnehmer gefährdet hast. Dabei ist dein Verkehrsdelikt nicht aus reinem Zufall oder komplett aus Versehen passiert. Von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen, erfolgt ein Verkehrsverstoß absichtlich.
Du hattest dich bewusst dafür entscheiden, dich ans Lenkrad zu setzen und zu fahren. Auch wenn du einen Moment lang nicht aufgepasst hast, macht das die Sache nicht besser. Denn Unaufmerksamkeit im Straßenverkehr ist genauso gefährlich wie alle anderen Verkehrsverstöße.
Eine Aufgabe der MPU ist, die allgemeine Verkehrssicherheit zu erhöhen. Deshalb muss der Gutachter deine Fahreignung bewerten und vor allem einschätzen, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass du dein gefährliches Verhalten wiederholst. Doch jeder Fall ist anders. Die Begleitumstände deines Delikts und deine Geschichte sind genauso individuell wie du als Person.
Allerdings orientiert sich der Gutachter an den verbindlich vorgeschriebenen Begutachtungskriterien. Diese Richtlinien definieren die Anforderungen an die Fahreignung und geben so die Themen für das Gespräch vor. Dadurch ähneln sich die Fragen inhaltlich. Und die entscheidenden Themenbereiche, um die es bei der MPU geht, sind diese:
1. Delikt: Was genau ist passiert?
Die MPU ist die erste Begegnung zwischen dir und dem Gutachter. Er kennt dich nicht als Person, sondern weiß über dich nur das, was in deiner Akte steht. Grundlegende Daten, Informationen über das Delikt und Einträge zu früheren Verkehrsverstößen sind ihm also bekannt. Trotzdem wird er dich dazu befragen, was genau am Tattag vorgefallen ist.
Dass der Gutachter das Delikt recht ausführlich mit dir bespricht, hat mehrere Gründe. So möchte er den Vorfall aus deiner Sicht hören. Denn durch deine Schilderungen kann er Rückschlüsse darauf ziehen, ob du dich mit der Thematik befasst und den Vorfall wirklich aufgearbeitet hast. Außerdem kann er feststellen, ob du die Sache ernst nimmst oder die MPU in Wahrheit für überflüssig hältst.
Du solltest versuchen, die Geschehnisse am Tattag so präzise und sachlich zu schildern wie möglich. Berichte über die Abläufe, ohne etwas wegzulassen. Verzichte außerdem auf Emotionen, Reue-Beteuerungen oder Schuldeingeständnisse. Der Gutachter will deine Version der Geschichte hören. Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.
2. Ursachen: Warum hast du dich so verhalten?
Dass dein Verhalten einfach nur so, ohne besonderen Grund und ohne bestimmten Anlass erfolgte, ist äußerst unwahrscheinlich. Vielmehr musst du mit deinem Verhalten etwas bezweckt oder dir erhofft haben, was so viel Gewicht hatte, dass du dafür sogar deinen Führerschein aufs Spiel gesetzt hast.
Voraussetzung für ein positives MPU-Gutachten ist, dass du die Frage nach dem Warum beantworten kannst. Du musst die Ursachen, Motive oder Auslöser für dein Verhalten kennen. Dabei geht es nicht nur um das eine Delikt, sondern die tieferen Hintergründe. Denn wenn du die Zusammenhänge nicht erkannt oder verstanden hast, kannst du auch nicht wissen, wie du solches Verhalten künftig verhindern kannst.
Damit es klarer wird, ein Beispiel: Angenommen, du musst zur MPU, weil du betrunken Auto gefahren bist. Bei der MPU geht es nicht nur um diese eine Trunkenheitsfahrt. Stattdessen solltest du beantworten können, warum du überhaupt Alkohol getrunken hast. Was wolltest du damit erreichen? Was hat dir der Alkohol gegeben? In welchen Situationen hast du getrunken? Du musst die Ursachen für deinen Alkoholkonsum geklärt haben, damit du weißt, wo du ansetzen kannst.
Hast du selbst keine Erklärung für dein Verhalten, steuerst du geradewegs auf ein negatives MPU-Gutachten zu. Denn auf dieser Basis kann der Gutachter keine positive Prognose abgeben und Rückfälle ausschließen. Gleichzeitig helfen dir vorgefertigte Antworten aus allgemeinen Ratgebern an dieser Stelle nicht weiter. Denn es geht allein und ausschließlich um dich.
3. Änderungen: Was machst du jetzt anders?
Bloß weil du weißt, was du falsch gemacht hast und wo die Wurzel des Problems liegt, heißt das nicht automatisch, dass du dein Fehlverhalten nicht wiederholst. Gute Vorsätze sind zwar lobenswert, nutzen aber nichts, wenn du sie nicht konsequent und dauerhaft umsetzt.
Genau das ist der Knackpunkt. Die Statistiken zeigen sehr deutlich, dass gute Vorsätze nach einem einschneidenden Erlebnis wie dem Verlust des Führerscheins eine Zeit lang halten, doch nach einer gewissen Zeit in Vergessenheit geraten, wenn kein echtes Umdenken stattgefunden hat.
Aus diesem Grund möchte der Gutachter wissen, was du konkret unternommen hast. Welche Maßnahmen hast du ergriffen? Inwiefern hast du an dir gearbeitet? Was ist jetzt anders als vorher? Wie gehst du jetzt mit deinem Problem um?
Wichtig dabei ist, dass du dem Gutachter Veränderungen schilderst, die mittlerweile in deinem Lebensalltag verankert sind und sich bewährt haben. Deshalb solltest du nicht eine lange Liste mit verschiedensten Aspekten präsentieren. Denn selbst wenn seit dem Delikt einige Zeit vergangen ist, wirst du dein Leben vermutlich nicht komplett umgekrempelt und alle Neuerungen in ein paar Monaten verinnerlicht haben. Besser ist deshalb, wenn du dich auf ein paar wesentliche Veränderungen beschränkst und diese dafür glaubwürdig aufzeigst.
4. Motivation: Warum hast du etwas verändert?
Neue Denkmuster und Verhaltensweisen werden sich nur dann sicher stabilisieren, wenn sie auf einer inneren Motivation basieren. Gehen sie nur auf äußerliche Umstände zurück, halten sie erfahrungsgemäß nicht lange an. Weil das auch der Gutachter weiß, wird er dich nach deinen Gründen für die Veränderungen befragen.
Ein Fehler wäre, wenn du den Führerschein als hauptsächlichen Antrieb darstellst. Natürlich bist du bei der MPU, hast vielleicht ein Abstinenzprogramm absolviert und dich auf die Begutachtung vorbereitet, weil du deine Fahrerlaubnis zurückbekommen willst. Doch was wird aus deinen Vorsätzen und Zielen, wenn du den Führerschein wiederhast? Was passiert, wenn du durchfällst? Und was ist, wenn du in eine ähnliche Situation kommst wie am Tattag?
Deine Gründe wirken überzeugend, wenn du sie mit positiven Erfahrungen verknüpfen kannst. Berichte dem Gutachter deshalb, was sich in der Zwischenzeit für dich verbessert sein. In welchen Bereichen hast du positive Veränderungen festgestellt? Wie hast du persönlich von den Veränderungen profitiert?
Kannst du dem Gutachter anhand von konkreten Beispielen Verbesserungen aufzeigen, die du nicht mehr missen möchtest, belegst du eine nachhaltige Entwicklung. Auch hier musst du aber wieder von dir und deiner Geschichte ausgehen. Pauschale Standardantworten helfen dir nicht weiter.
5. Rückfall: Wie verhinderst du, dass sich dein Verhalten wiederholt?
Vor allem in schwierigen und belastenden Lebenssituationen neigen viele Menschen dazu, auf alte Gewohnheiten zurückzugreifen. Du solltest einen Rückfall nicht von vorneherein ausschließen. Denn du kannst nicht wissen, was in deinem Leben noch passiert. Weist du jedes Risiko von dir, tust du dir keinen Gefallen.
Der Gutachter erwartet, dass du dich mit möglichen Stolpersteinen befasst hast. Er möchte sehen, dass dir bewusst ist, wo für dich Gefahren lauern und was dich dazu verleiten könnte, in alte Muster zu verfallen. Gleichzeitig solltest du aufzeigen, wie du solchen Situationen begegnest. Es geht also letztlich darum, dass du Warnsignale erkennst und eine probate Strategie zur Hand hast, um entsprechend zu reagieren.
Darum würde ein pauschaler Fragenkatalog bei der MPU wenig Sinn machen
Abgestimmt auf die Eignungsfrage, die die Behörde für dein Gutachten formuliert hat, soll der Gutachter deine Fahreignung beurteilen und eine Prognose für dein künftiges Verhalten abgeben. Doch jeder Vorfall und jeder Mensch ist anders. Aus diesem Grund führt der Gutachter ein Gespräch mit dir, das ungefähr eine Stunde dauert und individuell auf dich zugeschnitten ist.
Allein schon durch die verbindlichen und einheitlichen Richtlinien für die Begutachtung der Kraftfahreignung ergeben sich zwar Themenbereiche, die der Gutachter anspricht. Aber er greift nicht auf einen vorgefertigten Fragenkatalog zurück.
Vor allem für seine Prognose muss der Gutachter einschätzen können, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass du dein problematisches Verhalten in Zukunft beibehältst oder wieder aufgreifst. Dazu musst du erklären können, welche Ursachen dein Fehlverhalten hatte, wie es sich im Laufe der Zeit entwickelt hat und was du in der Zwischenzeit unternommen hast, um die Auslöser abzustellen.
Der Gutachter möchte von dir handfeste und praktikable Änderungen hören, die du in deinem Alltag erfolgreich umsetzt und die dich vor Rückfällen schützen. Ein starrer Fragenkatalog, der bei jedem Teilnehmer an der MPU in identischer Form angewendet würde, würde die notwendigen Erkenntnisse nicht liefern.
Gleiches gilt für vorgefertigte Musterantworten, die pauschal zu jedem passen. Denn sowohl ein fester Fragenkatalog als auch Standardaussagen schaffen nicht den notwendigen Bezug zu den individuellen Anforderungen, die in deinem persönlichen Fall für eine positive Prognose erfüllt sein müssen.
Fazit zum Fragenkatalog bei der MPU
Lass dich nicht von „garantiert echten MPU Fragelisten“ aufs Glatteis führen, die im Internet herumgeistern oder von einigen Anbietern versprochen werden. Bei der MPU gibt es weder einen festen Fragenkatalog noch richtige Antworten, die du einfach auswendig lernen kannst. Bei der MPU geht es ausschließlich um deine eigene Geschichte.
Die MPU ist keine Prüfung mit richtigen oder falschen Lösungen. Der Gutachter bewertet nicht jede Aussage für sich und du bekommst weder eine Note noch musst du eine bestimmte Punktzahl erreichen, um zu bestehen. Entscheidend ist vielmehr, dass am Ende ein glaubwürdiges Gesamtbild entsteht, das die Zweifel an deiner Fahreignung ausräumt.
Deshalb solltest du dich auf eine gute und effektive Vorbereitung konzentrieren, durch die du deine Geschichte von Grund auf aufarbeitest. Damit schaffst du die Basis für ein positives Gutachten.